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In ihrer ersten grossen institutionellen Einzelausstellung nach mehr als 15 Jahren blickt das Künstlerduo ALMA (Alf Hofstetter und Max Frei) auf 25 Jahre künstlerische Zusammenarbeit und die Gründung der Stiftung ALMA zurück. Seit den Anfängen hat sich die Arbeitsweise der beiden Künstler im Grundsatz nicht geändert: Das duale System von Aktion und Reaktion und der Dialog als Fortsetzungsroman in bildlicher Form prägen das gesamte Schaffen von ALMA. Eine Idee entsteht, wird vom Einen aufgenommen und dann vom Anderen weitergesponnen.

Hofstetter und Frei arbeiten immer allein an ihrem Teil des Werkes, das dann zu einem Ganzen zusammen gefügt wird. Die individuelle Autorschaft verliert dabei ihre Bedeutung. Bezeichnenderweise trägt eine Arbeit der beiden den Titel "Gegenüber beachten". Zugespitzt wird diese Haltung in der Performance anlässlich der Vernissage sichtbar, die in Bezug zur ehemaligen Nutzung des Museums als Aufbewahrungsort von Material und Waffen steht.

Vom Tafelbild über das Musikinstrument bis zur Performance reicht das Spektrum der Werke des Künstlerduos, immer präsent ist das fest verbriefte Format A6. Die Reduktion auf dieses Format bezieht sich sehr konkret auf den Betrachter, es ist nicht ein Museums-, sondern ein alltagstaugliches Format. Es vermittelt keine Übersicht, sondern geht ins Detail, in die Tiefe und entspricht so dem Arbeiten von ALMA. Alltägliches findet genauso Eingang in ihr Werk, wie politische Themen oder die Auseinandersetzung mit der Kunstgeschichte. Dabei kommt dem Kopieren als einer Form der Aneignung und Umdeutung bestehender Bilder ein wichtiger Stellenwert zu. Zu dieser Haltung gehört auch das Arbeiten in Serien. Jede einzelne Tafel im Format A6 ist eine präzise Setzung, die in der Summe ähnlich einer wissenschaftlichen Abhandlung ein Thema in seiner ganzen Bandbreite behandelt.

1989 gründen die beiden Künstler die Stiftung ALMA und verpflichten sich, fortan Werke aus den aktuellen Schaffensphasen in diese einzubringen. Mit diesem Vorgehen entziehen sie einen Gutteil ihrer Werke dem Kunstmarkt und sichern deren Zusammenhalt auch unabhängig von ihrer Zusammenarbeit auf lange Frist. Sitz der Stiftung ist das Kunst(Zeug)Haus. Ein goldener Schrank, der das Kernstück der Ausstellung darstellt, dient als Aufbewahrungsort dieser Arbeiten. Von diesem ausgehend werden sowohl ältere als auch eigens für die Ausstellung geschaffene Werke gezeigt. Als Gegenpol und in der Auseinandersetzung zum goldenen Schrank entsteht eine Kopie der Stiftungsarbeiten in alla prima Malerei.

Die Aneignung von Klassikern der Kunstgeschichte ist in der Arbeit "Pfeife" (2012) virulent, ALMA formuliert hier einen Kommentar einerseits zu diesem surrealistischen Klassiker von René Magritte wie auch zum Readymade als solchem. Die Auseinandersetzung mit unseren Vorstellungen von Landschaft und Heimat thematisieren sie in den beiden Serien "Heimetli I" (2008) und "Heimetli II" (2011/2012). Ausgehend von zwei Webcams im Glarnerland und am Vierwaldstättersee entstanden Malereien, die mit unserer Sehnsucht nach der heilen Postkartenwelt spielen.

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17. Juni bis 7. Oktober 2012