Fremd & Eigen

Die internationale Gruppenausstellung "Fremd & Eigen" beschäftigt sich mit dem Phänomen des Fremden in der eigenen Kultur und Lebenswelt und untersucht anhand ausgewählter künstlerischer Positionen nicht nur die Wechselbeziehung zwischen dem Fremden und dem Eigenen, sondern auch, wie in der gegenwärtigen Kunstproduktion ethnografische und soziologische Methoden adaptiert werden.

Die Erkundung unvertrauter Lebensbereiche und der Eintritt in fremdes Terrain sind stets mit dem Interesse an sozialen und kulturellen Gewohnheiten, Regeln und Verhaltensweisen bestimmter Gesellschaftsgruppen sowie der Geschichte und Gegenwart spezifischer Orte verbunden. Die Ausstellung präsentiert vierzehn Künstlerinnen und Künstler, die das Fremde als Ort oder subkulturelle Nische erkunden, die sich sammelnden und archivierenden Praktiken bedienen oder bei denen die Beobachtung und Interaktion mit anderen Menschen im Vordergrund steht.

Spätestens seit der documenta X setzt sich der internationale Kunstdiskurs in einer zunehmend globalisierten Welt intensiv mit Fragen nach den Wertigkeiten von dem, was eine Gesellschaft als fremd und dem, was sie als zu sich gehörig empfindet, auseinander. Die Kunst greift komplexe gesellschaftspolitische und psychologische Themen auf, die um Eingrenzung und Ausgrenzung, Voyeurismus und Neugierde, Angst, Abwehr oder Abschottung kreisen, wobei sie vor allem versucht, mentale Territorien auszuloten.

Die Ausstellung "Fremd & Eigen" steht in diesem Diskursfeld, lenkt den Blick jedoch auf das Phänomen des Fremden, des Befremdlichen in der eigenen Kultur. Die an der Ausstellung beteiligten internationalen Künstlerinnen und Künstler, die unterschiedlichen Generationen angehören, gehen in ihren konzeptuell angelegten Fotografien, Videos und Installationen gesellschaftlich verborgenen und verdrängten Momenten nach. Sie legen neue Fährten, um Geschichte anders zu lesen, fragen nach der Eindeutigkeit von Zeitungsbildern, spinnen die Realität an Möglichkeitslinien weiter, oder beschäftigen sich humorvoll-ironisch mit dem, was uns am nächsten liegt.

Sie hinterfragen ethnografische und soziologische Methoden, indem sie sich ihrer auf neue Weise bedienen oder diesen Disziplinen einen Spiegel vorhalten. Gemeinsam ist allen künstlerischen Statements, dass es längst nicht mehr darum geht, das Exotische, Fremde, Andere, was auch immer man als solches definiert, zu stilisieren oder abzuwehren, sondern darum, es mit dem Eigenen in einen ursächlichen Zusammenhang zu bringen und zu integrieren.

Es entsteht ein vielschichtiges Panorama von Bildern des Fremden und Eigenen, in denen es um das Sichtbarmachen bestimmter Identitäten und Lebensformen, die Hinterfragung kultureller und sozialer Selbstverständlichkeiten und die Produktion von neuen Wahrnehmungsweisen geht.

KünstlerInnen: Martin Brand, Mark Dion, Carmen Dobre, Hans-Peter Feldmann, FORT, Coco Fusco, Sofia Hultén, Sven Johne, Joachim Koester, Peter Piller, Gillian Wearing, Clemens von Wedemeyer, Anna Witt, Tobias Zielony

Katalog: "Fremd & Eigen", Hg. Beate Ermacora, Lotte Dinse, Jürgen Tabor. Texte (dt./engl.) von Julia Brennacher, Andrea Brockmann, Lotte Dinse, Beate Ermacora, Roland Girtler, Manon Megens, Jürgen Tabor, Maren Welsch Snoeck Verlag, Köln 2013

Fremd & Eigen
28. September bis 1. Dezember 2013