Der 1891 in Bregenz geborene Franz Plunder war ausgebildeter und mehrfach ausgezeichneter Bildhauer, aber Schlagzeilen machte er 1923 mit einem anderen Projekt: Er überquerte mit einem selbst gebauten Segelboot, der "Sowitasgoht V", den Atlantik. Von da an pendelte er nicht nur zwischen den Berufen Bildhauer und Bootsbauer, sondern auch zwischen Bregenz und den USA. Eine Ausstellung über eine faszinierende Persönlichkeit, in deren Biografie sich auch einige mysteriöse Episoden finden.
Als das 14 Meter lange und 3 Meter breite Segelboot, die "Sowitasgoht V", am 1. April 1923 in Hard vom Stapel läuft, stehen 12.000 Menschen dicht gedrängt am Hafen. Viele Schaulustige wollen die vier kühnen Abenteurer bestaunen, bevor sie sich auf die Reise von Hamburg nach New York machen: "Lass uns die Kerle noch einmal ansehen, sie ersaufen ja doch." Die Frau, die dies sagte, sollte sich täuschen. Nach 5800 Seemeilen und 61 Tagen auf hoher See legten die vier Atlantiküberquerer, die ersten unter österreichischer Flagge, am 13. September 1923 im Hafen von New York an. Der Bootsbauer Franz Plunder hat sich mit dem selbst gebauten Segelschiff seinen größten Traum erfüllt: Die Überquerung des Atlantiks. Das Vorarlberg Museum widmet dem Abenteurer eine Sonderausstellung, die neben vielen biografischen Details und einem Plunder-Archiv mit einem spektakulären Erlebnisraum aufwarten kann.
Franz Plunder (1891–1974) wurde die Seefahrt in die Wiege gelegt. Sein Vater, Franz Plunder Senior, war ein in Böhmen geborener Seemann, der in Bregenz bei der k. k. Bodenseeschifffahrt anheuerte und dort die aus Landeck stammende Johanna Kolb heiratete. 1891 geboren hielt es Franz Plunder nicht lange in der Schule, er brach das Gymnasium ab und absolvierte eine Lehre als Dessinateur, einem Musterzeichner im Textilgewerbe. Bereits während seiner Lehrzeit begann er, eigene Boote zu zeichnen und zu bauen.
Mit 19 Jahren schaffte er die Aufnahme an die Akademie der Bildenden Künste in Wien, ein Traum, der seinem befreundeten Künstler Rudolf Wacker verwehrt blieb. Nach dem Abschluss seines Studiums 1913 heiratete er Hedwig Stern und suchte bald als akademischer Bildhauer Aufträge in Amerika. So trat er auf einem Hochseedampfer seine erste USA-Reise an. Die Sehnsucht nach dem gelobten Land war geweckt. Plunder baute nach dem Ersten Weltkrieg in Hard seine eigene Werft auf, die zwei Jahre sehr erfolgreich bestand. Betuchte Schweizer wurden seine besten Auftraggeber.
Gemeinsam mit seinen Segelfreunden aus Bregenz, Josef Einsle und Fred Jochum sowie dem Friedrichshafener Segler Josef Ledergerber, begab sich Franz Plunder am 30. Juni 1923 auf das Abenteuer seines Lebens, als er mit der "Sowitasgoht V" vom Hamburger Hafen aus in See stach. "Wie schön war es doch eigentlich, so allein zu sein. Keine neugierigen Blicke und Fragen mehr, keine Belehrungen und Besserwissen", schrieb Franz Plunder in sein Tagebuch. Viele Ratschläge schlugen sie in den Wind, auch den, Funkgeräte mitzunehmen. Notorische Geldknappheit und die Geldentwertung dieser Jahre ließen die Crew sparen. So segelten sie mit Kompass und Sextant, den Sternen folgend über den Atlantik, wie zu Zeiten von Christopher Columbus. Das Abenteuer glückte und sie legten nach 61 Tagen auf hoher See im Hafen von New York an, ohne dass ihnen anfänglich große Beachtung geschenkt wurde.
Plunder wurde ein Reisender zwischen zwei Kontinenten. Immer wieder pendelte er zwischen New York und Bregenz hin und her. Geschickt nutzte er sein Abenteuer und vermarktete es in Europa in etlichen Vorträgen. Er war auch weiterhin als Bildhauer tätig. Durch seine zweite Frau Olga Law, Direktorin der Erwachsenenbildung am St. John‘s College in Annapolis wurde er "Resident Artist". In den letzten Lebensjahren ließ er sich mit seiner Frau in Bregenz nieder und baute noch weitere "Sowitasgoht"-Segelboote. Sein letztes Schiff wird 1961 die "Sowitasgoht X", die, wie einige weitere seiner Boote, noch heute auf dem Bodensee im Einsatz ist.
Der atlantische Traum – Franz Plunder. Bootsbauer, Bildhauer und Abenteurer
5. April 2025 bis Oktober 2026
Vernissage: Freitag, 4. April um 17.00 Uhr
Veranstaltungen
Fr, 04. April, 17.00
Der atlantische Traum
Franz Plunder – Bootsbauer, Bildhauer, Abenteurer
Ausstellungseröffnung mit dem Bregenzer Männerchor
Führung durch die Ausstellung
So, 06. April und 27 Jul, 15.00
Erzählcafé: Erinnerungen an Franz Plunder
Di, 13. Mai, 15.00
Kreativwerkstatt: Segelwerkstatt, Workshop für Kinder
Sa, 17. Mai, 14:30
Gespräch mit den Atlantiküberquerern Thomas Hackspiel, Judith Kleiner und Peter Herzog
Di, 03. Juni, 19.00
Ü60-Tour: Der atlantische Traum
So, 29. Juni, 11.00
Reiseziel Museum: Auf hoher See ...
So, 06. Juli, 03. August und 07. September, jeweils 10.00 – 17.00