Franz Ludwig Catel. Italienbilder der Romantik

Die Hamburger Kunsthalle zeigt ab Mitte Oktober 2015 die erste Retrospektive des Werks von Franz Ludwig Catel (1778–1856), der zu den gefragtesten Landschaftsmalern seiner Zeit gehörte. Seine Ansichten von Rom und seine stimmungsvollen Ausblicke auf Neapel, den Vesuv und die Amalfi-Küste haben unser Bild vom italienischen Süden bis heute geprägt. In der Verschmelzung von naturalistischer Landschaftsdarstellung und pittoresken Motiven des italienischen Landlebens schuf Catel die ihm eigene Form der romantischen Landschaft. Die Ausstellung spannt den Bogen vom Frühwerk Catels als Zeichner und Illustrator in Berlin und Paris bis hin zu seinem OEuvre als romantischem Landschaftsmaler in Rom und Neapel.

Nach Rom! Generationen von Künstlern verband dieses Ziel. Italien war für sie Land der Sehnsucht, der Antike, vermeintlicher Ort der Sorg- und Zeitlosigkeit. Die Erfahrung der Bergwelt beim Überqueren der Alpen, die Auseinandersetzung mit der Antike und die leuchtende Farbigkeit des südlichen Lichtes wurden für viele Künstler zum entscheidenden Erlebnis im künstlerischen Reifeprozess, so auch für Franz Ludwig Catel. Nach Jahren der Ausbildung und des Studiums in Berlin, Dresden und Paris zog es Catel 1811 in die Ewige Stadt, wo er zu einem wichtigen Exponenten der römischen Künstlergemeinschaft werden sollte. Seine stimmungsvollen, häufig um pittoreske Genremotive bereicherten Landschaftsbilder erfreuten sich großer Beliebtheit bei einem internationalen Kreis von Auftraggebern.

Zentrales Element der Landschaftskunst Catels war die Freilichtmalerei. Mehr als 1.000 in freier Natur gemalter Ölskizzen dokumentiert das Nachlassinventar des Künstlers – viele von ihnen schlummern noch immer unentdeckt in Privatbesitz. Ein frühes Beispiel datiert in das Jahr 1812 und entstand am Krater des Vesuvs: Felsbrocken, Glut und Asche hoch über einer wolkenverschleierten Landschaft verdeutlichen das neu erwachte künstlerische Interesse an der Natur und ihren atmosphärischen Erscheinungen. In dieselbe Richtung weist Catels Interesse an der Widergabe künstlicher und natürlicher Lichtphänomene, das sich in nächtlichen Ansichten des mondbeschienenen Roms ebenso zeigt wie in Figurengruppen im Widerschein von Flammen oder Kerzenlicht.

Seine wirklichkeitsgetreuen Darstellungen bereicherte Catel oft um Genreszenen aus dem italienischen Volk. Landleute bei der Ernte und musizierende Pifferari, Familien in stiller Eintracht und Kutscher in rasanter Fahrt bevölkern seine Kompositionen. Auch widmete sich Catel in zahlreichen Werken dem Thema der Mönchs- und Ritterromantik, das er mit der nächtlichen Einsamkeit entlegener Inseln, dem Ausblick aus dem Dunkel einer Grotte oder den Gewölben eines Kreuzgangs zu kombinieren wusste.

Die Ausstellung trägt mit rund 200 Gemälden, Aquarellen, Zeichnungen und druckgraphischen Werken von über 50 internationalen Leihgebern das auf viele Museums- und Privatsammlungen verstreute Werk des Malers zusammen. Die Präsentation beinhaltet zahlreiche Arbeiten, die erst in jüngerer Zeit wiedergefunden worden sind und der Forschung bislang unbekannt waren. Zur Ausstellung erscheint ein umfangreicher Katalog mit Essays und einem kommentierten Verzeichnis der ausgestellten Werke.


Franz Ludwig Catel. Italienbilder der Romantik
16. Oktober 2015 bis 31. Januar 2016
Galerie der Gegenwart, 2. Obergeschoss