Francis Bacon und sein Umkreis

Ausgehend von längerfristigen Leihgaben aus einer englischen Privatsammlung und erweitert um zusätzliche Leihgaben spürt die Ausstellung "A Guest of Honour. Francis Bacon und sein Umkreis" vom 15. März bis 6. Juli 08 im Salzburger MdM Mönchsberg einem breiten Geflecht von Beziehungslinien und Freundschaften rund um Bacon und die Künstlerkollegen seiner Zeit nach.

Im Zentrum steht ein Bild von Francis Bacon als "Guest of Honour", das berühmte, doch äußerst selten öffentlich gezeigte Aktporträt, das der Künstler von seiner Muse Henrietta Moraes angefertigt hat. Rund um diesen Ehrengast werden Werke einer Reihe der prominentesten britischen Maler des 20. Jahrhunderts versammelt: Michael Andrews, Frank Auerbach, Francis Bacon, Peter Doig, Lucian Freud, Richard Hamilton, David Hockney, Ronald B. Kitaj und Leon Kossoff.

Ronald B. Kitaj prägt in einer Ausstellung 1976, die eine Gruppe damals junger Künstler unter dem Titel "The Human Clay" vereint, erstmals den Begriff School of London, der sich – obgleich nie genau umrissen – schon bald zum Aushängeschild für die Malereien von Bacon, Freud, Auerbach, Andrews und Kossoff entwickelt und später auch in einem weiteren Kontext für die britische figurative Malerei der Nachkriegszeit verwendet wird.

Trotz erheblicher stilistischer Unterschiede nehmen die Maler der School of London in ihren Bestrebungen eine ähnliche Haltung ein. Während die Avantgarde ab der Mitte des letzten Jahrhunderts zusehends die Abstraktion feiert, halten die Künstler der School of London beharrlich an einer Erneuerung der figurativen Malerei fest. Ihr starkes Bekenntnis zum Porträt, zur Landschaft oder zu Stadtansichten übt einen wesentlichen Einfluss auf eine jüngere Generation an Malern aus, unter ihnen auch Peter Doig.

Das Verhältnis unter den Malern ist geprägt durch teils enge freundschaftliche und künstlerische Beziehungen, die sich in gegenseitig fruchtenden Beeinflussungen, ähnlichen Arbeitsweisen oder vergleichbaren thematischen Schwerpunkten und nicht zuletzt in den zahlreichen Porträts, die sie gegenseitig voneinander anfertigen, widerspiegeln.

Verbindendes Element der in der Ausstellung gezeigten Künstler ist nicht zuletzt auch ihre große Faszination für die menschliche Figur und ihre unmittelbare Umgebung. Fast immer sind es Freunde, Familienmitglieder oder eine vertraute Gegend, die durch das nahe Verhältnis zum Künstler einen intimen, fesselnden Ausdruck auf der Leinwand finden.

Ein starkes expressives Moment, die Freilegung physischer und psychischer Potentiale und die Bedeutung des malerischen Prozesses an sich, sind vor allem den Porträts von Francis Bacon, Lucian Freud, Frank Auerbach und Leon Kossoff zu eigen. Michael Andrews und Peter Doig wiederum entwickeln die Ikonografie ihrer Bilder aus einem fotografischen Kern, verschmolzen mit Erinnertem und Erfahrenem, und ausgeführt in einer eigentümlichen, symbolistisch aufgeladen wirkenden Farbwelt. R.B.Kitaj und David Hockney hingegen setzen in ihren künstlerischen Arbeiten Bezüge zu Themen der (Kunst-)Geschichte, Literatur oder Gesellschaft. In den flächigen, schematischen Formen ihrer Figuren und ihrer Farbwahl sind sie, wie auch Richard Hamilton, inspiriert durch die sich anbahnende Pop-Art in Großbritannien.


Die Ausstellung wird von einer 60-seitigen Edition mit zahlreichen Abbildungen begleitet, welche die gezeigten Werke in den Kontext der School of London und Bacons Umkreis setzt.

A Guest of Honour. Francis Bacon und sein Umkreis
16. März bis 6. Juli 2008