"Forest. Enter. Exit" in der Kunsthalle Memmingen

Seit jeher begleitet der Wald die Menschheitsgeschichte, ob als Ressource für den technologisch-zivilisatorischen Fortschritt, als mystischer Rückzugsort oder als Medium ideologischer Überformung. Wald war für den Menschen immer mehr als nur bloße Natur.

Riefen die Gebrüder Grimm uns noch die Wildheit und Morbidität des Waldes, voller unheimlicher Wesen, vor Augen, so beschwor Joseph von Eichendorff die Heimat patriotisch als "schönes Land der Eichen". Die zugrunde liegende einheitsstiftende Idee zog sich durch das gesamte 19. Jahrhundert und verlor erst in den Umwälzungen im Zuge der Industrialisierung mehr und mehr an Bedeutung. Nach der ideologischen Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten wurde der Wald in Zeiten des Wirtschaftswunders neu als Urlaubs- und Erholungsziel definiert.

Über die Jahre entwickelte sich eine Sensibilität für das Naturthema, die einerseits auf diese vage immerwährende Verbundenheit zurückgeht, die aber auch starke Züge ökologischen Bewusstseins in sich trägt. Themen wie Umweltschutz und Nachhaltigkeit brechen sich Bahn und werden öffentlich diskutiert. Im Gegenzug steigen Nationen aus Klimaabkommen aus und die vermeintlich einzige Strategie vieler Industrien scheint die bedingungslose Gewinnmaximierung zu sein.

Mitunter als Gegenentwurf erfahren der Wald, die Berge und die Natur ganz allgemein seit einigen Jahren eine Renaissance und besetzen damit den Platz einer quasi-religiösen Sehnsuchtsidee. Touristische Konzepte wie das Waldbaden, aber gerade das Höher-Schneller-Weiter-Prinzip der Branche sprechen die deutliche Sprache einer den heutigen Verhältnissen angepassten Nutzbarmachung von Natur als Erlebniswelt. Nicht selten steht der Eigennutz im Mittelpunkt. Ein Gleichgewicht zwischen Wald und Mensch ist wünschenswert, aber kaum erreicht.

Die Selbstbedienungsmentalität der vergangenen Jahrhunderte ist nicht zukunftsfähig. Ist der Wald nur mehr die Bühne für unser am Überfluss und Überreiz erkranktes Ego? Der Mensch muss sich in seiner (Um-)Welt neu verorten und mit ihr auch in ökonomischer Hinsicht eine Beziehung auf Augenhöhe eingehen.

Die Ausstellung "Forest. Enter. Exit." widmet sich dem Spannungsfeld zwischen Wald und Mensch. Sie stellt die Frage, wie wir uns heutzutage dem Wald nähern – tatsächlich, sinnlich, aber auch im übertragenen Sinn? In assoziativen Räumen ermöglichen die einzelnen Kunstwerke unterschiedliche Zugänge zur Wald-Mensch-Beziehung. Diese spiegeln sich in der Fülle der verschiedenen künstlerischen Positionen und der genutzten Medien wider.

Beteiligte KünstlerInnen: Patrick Alan Banfield, Daniel Gustav Cramer, Jaakko Kahilaniemi, Riita Päiväläinen, Laurentius Sauer, Janina Schmid, Stefan Schmidt, terra0 (Paul Kolling, Paul Seidler and Max Hampshire) in Zusammenarbeit mit Georgia Hansford, Louis Center und Gregor Finger, Jessica Wolfelsperger.


Forest. Enter. Exit
24. November 2018 bis 3. März 2019
Eröffnung: Fr 23. November 18, 19 Uhr