Fondation Beyeler zeigt Arbeiten von Edgar Degas

Edgar Degas (1834–1917), der in sechzig künstlerisch höchst produktiven Jahren ein umfangreiches OEuvre schuf, gilt als einer der wichtigsten Wegbereiter der Moderne. Die Fondation Beyeler zeigt erstmals im deutschsprachigen Raum eine umfassende Ausstellung seines reichen und komplexen Spätwerks (um 1886 bis 1912), das zweifelsohne den Höhepunkt seines Schaffens markiert. Obwohl sich seine Kunst seit vielen Jahrzehnten einer grossen Beliebtheit erfreut, sind Degas-Ausstellungen ein seltenes Ereignis und beschränken sich zumeist auf seine impressionistische Schaffensphase (um 1870–1885) oder Einzelaspekte seines Werks.

Es sind die beiden Degas-Pastelle der Fondation Beyeler, die die Konzeption der Spätwerk-Ausstellung vorgeben: "Das Frühstück nach dem Bad (Das Bad)", um 1895–1898, und "Drei Tänzerinnen (blaue Röcke, rote Mieder)", um 1903, sind zwei Meisterwerke, die unmittelbar die Radikalität und Modernität von Degas’ Spätwerk erahnen lassen. Mit dieser Werkauswahl präsentiert sich der Künstler in der Fondation Beyeler nicht als nostalgischer Zeuge einer verschwundenen Welt (des "nostalgisch schönen" Paris der Impressionisten), sondern wie seine jüngeren Freunde und Kollegen Gauguin, Bonnard oder Matisse als ein kompromissloser und experimentierfreudiger Vorreiter der Moderne.

In der Ausstellung zu sehen sein werden berühmte Darstellungen von Tänzerinnen, weiblichen Akten und Jockeys, aber auch Interieurs und Landschaften sowie Porträts und Selbstporträts. Dabei werden alle Techniken, in denen Degas gearbeitet hat – Gemälde, Pastell, Zeichnung, Druckgrafik, Skulptur und Fotografie –, miteinbezogen. Denn wie bei keinem anderen Künstler seiner Generation bedingen und befruchten sich bei ihm die verschiedenen Gattungen und Techniken gegenseitig.

Auffällige Merkmale im Spätwerk Degas’ sind diskontinuierliche Räume, asymmetrische Kompositionen, ungewöhnliche Blickwinkel sowie unkonventionelle Posen der Dargestellten, die auf der vordersten Bildebene agieren. Die verführerische Leuchtkraft der Farben versetzt das Bildgeschehen in einen Zustand der räumlichen und zeitlichen Unbestimmtheit. In diese sind Figuren eingeschrieben, die in einem meist selbstbezüglichen Bewegungsablauf für einen Augenblick innezuhalten scheinen.

Prägend für das späte Schaffen ist zudem das Arbeiten in Serien. Im unermüdlichen Variieren weniger Motive legte Degas umfangreiche Werkgruppen an. Bei diesem "Work in Progress" scheinen sich seine späten Bilder durch permanente Abwandlung und Reproduktion wie aus sich selbst heraus zu generieren. Degas lebte spätestens seit den 1890er-Jahren in einer Art "inneren Emigration" allein für und durch sein künstlerisches Schaffen. Dabei entstand eines der aussergewöhnlichsten, obsessivsten und berührendsten Spätwerke der europäischen Kunstgeschichte.

Edgar Degas
30. September 2012 bis 27. Januar 2013