Das OK Linz zeigt einen Querschnitt des Schaffens des in Dornbirn geborenen Künstlers Wolfgang Flatz. Sein Werk umfasst viele Gattungen und Medien: von Schmuck über mobile Skulpturen bis hin zu performativen Arbeiten. Zentraler Ausgangspunkt ist der menschliche Körper, der an Grenzen gebracht oder mit verschiedenen Mitteln erweitert wird.
Bereits sehr früh entwarf der Künstler sich selbst als Gesamtkunstwerk. In den 1980er Jahren fasste er den Entschluss, sich als Marke zu inszenieren. Dies wird deutlich, wenn sein Name von Wolfgang Flatz zur in Großbuchstaben geschriebenen Marke „FLATZ” geändert wird. Auch seine selbst gestalteten Schmuckstücke und das konzeptionelle Tragen von Tattoos können in diesem Kontext gedeutet werden. Mit einem seiner Tattoos bezeichnet er sich selbst als „Physical Sculpture No. 0” und erklärt damit seinen Körper zum Ursprung seiner Arbeiten.
Insbesondere die performativen Arbeiten zeigen, dass der Körper einen wesentlichen Stellenwert in Flatz’ Werk einnimmt. Die frühen körperbezogenen Arbeiten (1974–1982) sind durch eine klare und minimalistische Gestaltung gekennzeichnet und wurden vor Publikum aufgeführt. Ein Beispiel hierfür ist die Arbeit „Treffer“, in der er das Publikum auffordert, mit einem Dartpfeil auf ihn zu schießen. Die Person, die ihn trifft, erhielt 500 DM.
1987 führte Flatz eine Untergruppe innerhalb seiner performativen Werke ein: die „Demontagen“ (1987–1993). Neben Flatz sind dabei noch weitere Akteur:innen wie eine Sopranistin oder ein Pianist involviert. „Demontage 11” wurde 1991 in Linz während des Ars Electronica Festivals aufgeführt und ist als Videodokumentation in der Ausstellung zu sehen.
Die späteren Performances (seit 1995) zeigen eine Bandbreite unterschiedlicher performativer Tendenzen und Zugänge. Eine der wichtigsten Arbeiten aus dieser Zeit ist „Schuldig – Nicht schuldig”, die 2010 im Kunstraum Innsbruck zu sehen war. Ausgangspunkt war die Ausstellung „Cella” im ehemaligen Jugendgefängnis in Trastevere, Rom, in der Flatz 30 Tage in einer Gefängniszelle leben wollte. Er wurde jedoch von der Polizei gewaltsam entfernt, angeblich weil das Übernachten in einem Weltkulturerbe verboten ist. Flatz hatte die Zelle in ein Kunstwerk verwandelt und ein Nachbau ist nun im OK Linz zu sehen. Die Performance „Schuldig – Nicht Schuldig” gilt als Finale des Projekts „Cella”. In eigens gestalteter Sträflingskleidung thematisiert Flatz die Inhaftierung, indem er nackt und gefesselt den Raum abschreitet und beim Kopfstoß auf eine Platte die Wörter „schuldig” und „nicht schuldig” spricht. Damit reflektiert er den Umgang mit Betroffenheit und die Frage nach Mitschuld.
Neben Performances nehmen Flatz’ skulpturale Arbeiten, insbesondere die Werkserie der „Physical Sculptures”, einen großen Bereich innerhalb seines Œuvres ein. Seit 1988 verwendet er diesen aus dem Englischen entlehnten Begriff, da es im Deutschen keine Wortkombination gibt, die die beiden Bedeutungen „Physik” und „Körper” transportiert. Alle Objekte, die unter dem Begriff „Physical Sculpture” laufen, haben Eigenschaften, die die Rezipient:innen miteinbeziehen. Ein Beispiel ist die Arbeit „Bodycheck”, die er bei der documenta IX zeigte. 60 Kilogramm schwere, schwarze Ledersäcke, die dem Körpergewicht des Künstlers entsprechen, wurden als Wegblockaden aufgehängt. Um den Rundgang fortzusetzen, mussten die Säcke mit Kraft zur Seite gestoßen werden. Bei gleichzeitigem Eintritt mehrerer Personen bewegten sich die Objekte unkontrolliert in verschiedene Richtungen.
Am voestalpine open space ist die temporäre Installation „Endzeit” zu sehen, die speziell für diesen Ort entwickelt wurde und einen Teil seiner mobilen Skulpturen ausmacht. Die Installation präsentiert eine dystopische Landschaft mit Relikten der menschlichen Zivilisation. In vielen Kulturen und Religionen spielen die Themen Apokalypse und Endzeit eine Rolle, die oft mit dem Weltende oder einer tiefgreifenden Veränderung der menschlichen Zivilisation verknüpft werden. In Literatur, Film und Kunst wird die Apokalypse als eine Ära des Chaos, der Zerstörung und Erneuerung sowie der Hoffnung dargestellt. In diese Landschaft sind die Objekte „Little Boy” (1995), „Dirty Harry” (1995), „Iron Bull” (1995) und „Black Beauty” (1993) eingebettet. Zudem ist die Arbeit „Luzi” (2004) integriert.
Flatz entnimmt dabei Momente der filmischen Populärkultur und verwandelt mobile Objekte – Motorräder und Autos – in dystopische Artefakte, die an Filme wie „Mad Max” erinnern und mit einer postapokalyptischen Ästhetik spielen.
Flatz. Physical Machine
bis 5. Oktober 2025