Fischerspooner. Sir

Als Warren Fischer und Casey Spooner ihr Kunst-, Musik- und Performanceprojekt "Fischerspooner" 1998 in New York ins Leben riefen, hatten sie eine Mission: Die zugeknöpfte, elitäre Kunstszene sollte offener und zugänglicher werden. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten. Nach ihren ersten, orgiastisch-opulenten Performances, etwa im MoMA PS1, wurden "Fischerspooner" zum "talk of the town" und waren aus der Kunstszene der Stadt bald nicht mehr wegzudenken. Mit ihrem 2000 erstmals veröffentlichten Song "Emerge" landeten "Fischerspooner" einen internationalen Club-Hit und schafften es durch eine Platzierung in der Britischen Top 40-Hitparade 2002 sogar auf die Bühne der Kultsendung "Top of the Pops".

Ab 30. Juni 2017 präsentieren "Fischerspooner" ihr schillerndes, verspieltes, queer-lustvolles Universum unter dem Titel "Sir" erstmals in den Räumlichkeiten des mumok. Eine von Yuki James produzierte Fotoserie bildet die Grundlage der eigens für die Ausstellung geschaffenen Rauminstallation. Im Zentrum der Fotoserie stehen neben Casey Spooner diverse Freund*innen, Bekanntschaften, zum Teil anonyme (im Internet rekrutierte) Männer, die sich in Spooners ehemaligem Apartment in New York in unterschiedlichen Charakterinszenierungen ablichten lassen: von Leder-und-Ketten-Bondage bis hin zu betont männlicher Nacktheit reicht die Palette, stets eingefasst in ein häuslich-warmes Interieur, versetzt zugleich mit größtmöglicher, nach außen gerichteter Expressivität. Durch die Nutzung des privaten Ambientes als Bühne der Selbstinszenierung werden Fragen der Grenzziehung zwischen privatem und öffentlichem Raum aufgeworfen. Wo endet das Private? Wo beginnt das Öffentliche? Und in welchen Zwischenräumen agieren wir? Identitäten werden heutzutage stark über soziale Medien definiert und zugleich privat und öffentlich präsentiert. Die Ausstellung bildet derartige, mit digitalen Technologien und in sozialen Medien kreierte Narrative von Charakteren und menschlichen Beziehungen ab und hinterfragt sie. Bei der Rauminstallation handelt es sich um eine künstlerische Fortführung des vierten Albumprojektes von "Fischerspooner". Das im Herbst 2017 unter dem Titel "Sir" erscheinende Werk wurde von Michael Stipe (R.E.M.) produziert und thematisiert das Verschwimmen eben erwähnter Grenzen. "Fischerspooner" agieren in den Zwischenräumen von Humor und Ernsthaftigkeit, Popkultur und Kunst, Fiktion und Fakt, Öffentlichkeit und Privatheit. Der "in-between space", die fortwährende Lücke zwischen allzu eindeutigen Bereichsabgrenzungen, wird von "Fischerspooner" in einer Art Balanceakt virtuos bespielt – ohne Angst vor dem Absturz, sondern geradewegs auf ihn zusteuernd. "The discovery of this unnamed space", so Warren Fischer, "felt honest and ecstatic; the world cracked open and an elusive truth was revealed." Auf das Debüt von "Fischerspooner" 1998 im Astor Palace Starbucks, New York folgten Shows im MoMA PS1, eine Aufführung in Rirkrit Tiravanijas Installation "Apartment 21" sowie Marathonperformances in den New Yorker Galerien Gavin Brown’s Enterprise (2000) und Deitch Projects (2002). "Fischerspooner" veröffentlichten drei Musikalben: #1 (2000), Odyssey (2005) und Entertainment (2009). Das Cover sowie die erste Singleauskopplung des kommenden Albums "Sir" stellte das Künstlerduo bereits im April 2016 im Rahmen einer Vortragsveranstaltung am Solomon R. Guggenheim Museum in New York vor. Im September 2016 hielten "Fischerspooner" eine Lecture am Art Institute of Chicago, die sie anlässlich der Ausstellungseröffnung am Donnerstag, den 29. Juni, im mumok kino neu inszenieren.
Fischerspooner. Sir 30. Juni bis 29. Oktober 2017 Eröffnung: Do 29. Juni 17, 19 Uhr