3. Mai 2016 - 4:30 / Walter Gasperi / Filmriss
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Die dritte Marvel-Comic-Verfilmung um Captain America versammelt ein Dutzend Superhelden. Divergierende Ansichten zu einem geplanten Gesetz zur Machtbegrenzung der Avengers führen dabei in diesem spektakulären, gleichermaßen spannenden wie witzigen Blockbuster zu Konflikten und Kämpfen unter der Superheldentruppe.

Von einer kurzen, im Jahre 1991 spielenden Szene, in der ein US-Soldat von der Terrororganisation Hydra einer Gehirnwäsche unterzogen wird und in der Folge einen Mord begehen wird, springen Anthony und Joe Russo in die nigerianische Hauptstadt Lagos von heute. Den Diebstahl von biologischen Waffen können die Avengers hier zwar verhindern, doch bei der Aktion kommen zahlreiche Zivilisten ums Leben.

Als die UNO deshalb die Macht der Spezialeinheit beschränken und ihrer Kontrolle unterstellen will – ein Thema, das sich in ähnlicher Form zuletzt in "Mission Impossible: Rogue Nation" und dem letzten Bond-Film "Spectre" fand -, kommt es zu Differenzen innerhalb der Superhelden. Während Iron Man (Robert Downey jr.) das Gesetz befürwortet, stellt sich Captain America (Chris Evans) dagegen, besonders als die Behörden seinen eines terroristischen Anschlags verdächtigten Freund Bucky (Sebastian Stan) verhaften wollen.

Statt Jagd auf einen äußeren Feind zu machen, tobt so bald ein Krieg unter den Superhelden, wobei sowohl Iron Man als auch Captain America jeweils ein halbes Dutzend Helfer mit Superkräften für sich gewinnen.

Leicht könnte daraus eine sterile Materialschlacht werden, doch sichtlich mit Lust ist das inszeniert und großartig harmoniert auch der hochkarätige, von Chris Evans, Robert Downey jr., Don Cheadle und Scarlett Johansson angeführte Cast. Die Kenntnis der Vorgängerfilme und der einzelnen Superhelden lässt wohl Details besser verstehen, doch im Grunde ist so eine Großproduktion natürlich immer so angelegt, dass auch ein Neuling problemlos der Handlung folgen kann.

Dünn bleibt diese im Grunde zwar, doch der rasante Wechsel von Lagos zu einer UNO-Sitzung in Wien und über Bukarest nach Berlin und Leipzig bis zum Finale in Sibirien sorgt dafür, dass trotz stattlicher Länge von 148 Minuten dennoch kein Leerlauf aufkommt. Anders als bei den Bondfilmen geht es dabei nicht darum unverkennbare weltberühmte Settings zu präsentieren, sondern die Schauplätze bleiben hier austauschbar, sind nur durch Inserts definiert und dienen nur der Verankerung der Handlung. Ungleich spektakulärer als die Städte wirken dagegen fiktive Kulissen wie eine schwimmende Festung oder ein gewaltiger Bunker in Sibirien.

Sicher wechseln Anthony und Joe Russo dabei zwischen spektakulären Action-Szenen und ruhigeren Momenten, kontrollieren souverän das Tempo und bewahren immer die Übersicht. Sie wissen auch, welchen Raum sie den Schauspielern geben müssen, um ihren Figuren und den Konflikten zwischen ihnen Profil zu verleihen, und lassen auch den Witz nicht zu kurz kommen.

Speziell wenn auch noch Spider-Man und Ant-Man zum Einsatz kommen, entwickelt "The First Avenger: Civil War" große Leichtigkeit und eine große Portion Selbstironie. Da darf dann der Schuljunge Peter Parker alias Spider-Man rasant herumfliegen, während Ant-Man mal winzig klein in Iron-Mans Rüstung kriechen, bald als Koloss die Gegner in Zaum halten darf.

Speziell in dieser Sequenz auf dem Leipziger Flughafen ziehen die Russos alle Register modernen Action-Kinos, sorgen durch enorme Vielfalt der Konfrontationen, bei denen Flugszenen mit Faustkämpfen wechseln und mit unterschiedlichen Größenverhältnissen gespielt wird, dafür, dass diese Kinomaschine am Laufen gehalten und das Publikum bestens unterhalten wird.

Auch gibt es im Hintergrund mit Daniel Brühl als Baron Helmut Zemo einen leisen, starken Bösewicht, der für einmal nicht von Größenwahnsinn, sondern von sehr persönlichen Motiven getrieben wird. Denn so sehr "The First Avenger: Civil War" mit den terroristischen Anschlägen und der staatlichen Antwort auf diese Bedrohung, mit der Frage nach Legitimation und Machtbeschränkung von Sondereinheiten durchaus auch von der heutigen globalen Situation und unterschiedlichen Positionen zum "War on Terror" erzählt, so sehr geht es im Kern doch um universelle menschliche Fragen wie Freundschaft und Rache.

Geschickt führt dabei das Ende nicht nur zu den am Anfang ausgelegten Fährten zurück und löst diese auf, sondern macht auch deutlich, wie nah sich im Innersten Iron Man und Zemo – und damit wohl auch die Menschen an sich - sind.

Läuft derzeit in den Kinos

Trailer zu "The First Avenger: Civil War"

Die Meinung von Gastautoren muss nicht mit der Meinung der Redaktion übereinstimmen. (red)



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