Filmforum Bregenz: Domangchin yeoja - Die Frau, die rannte

Während ihr Mann auf einer Geschäftsreise ist, trifft Gamhee in den Vororten von Seoul drei Frauen. Zunächst besucht sie nacheinander zwei enge Freundinnen, der dritten begegnet sie zufällig im Kino. Auf den ersten Blick erscheint der Minimalismus von Regiemeister Hong Sangsoo in dessen 24. Film noch ausgeprägter als früher. Lange Einstellungen und ein dialog- und zoomlastiger Stil reduzieren alles auf die Essenz. Gezeigt werden drei Treffen mit leichten Wiederholungen und Variationen. Doch die luftige Struktur des Films wird von unerwünschten Interventionen seitens cholerischer Männer unterbrochen, und von Gamhees Seite schwingt in den Gesprächen mit ihren Freundinnen viel Ungesagtes mit. Auch der Titel bleibt mysteriös: Wer genau ist die Frau, die rannte? Wovor rennt sie weg und warum?

Hong ist als Künstler weiter gereift, und es ist an der Zeit, ihn nicht länger mit Eric Rohmer oder Woody Allen zu vergleichen, eher mit Anton Tschechow. Sein Thema ist das Menschsein. Wie es ist zu sein, zu leben, und wie sich das in unserer Kommunikation ausdrückt.
Die Frau, die rannte ist ein betörendes, rätselhaftes Juwel, das einmal mehr nahelegt: Die Anzahl möglicher Welten ist endlos. (filmgarten)

Berlinale 2020, Silberner Bär für die Beste Regie und 5 weitere internationale Filmpreise

Filmforum Bregenz: Domangchin yeoja - Die Frau, die rannte
Korea 2020, 77 min, OmU
Regie, Buch, Schnitt, Musik: Hong Sangsoo
Kamera: Mim Sumin
Mit Kim Mingee, Seo Younghwa, Song Seonmi, Kim Saebyuk, Lee Eunmi, Kwan Haehyo, u.a.

Mittwoch, 8. September 2021 um 20:00 Uhr