Feuer und Eisen

Paul Wiedmer arbeitet seit den Siebzigerjahren als Bildhauer. Feuer und Eisen sind seit Beginn seine eigentlichen Ausdrucksmittel: Er hat Feuermuseen eingerichtet, Feuerdrachen gebaut, Autodafés durchgeführt. Wiedmer ist 1947 in Burgdorf, Schweiz, geboren. 1967 wird er Bernhard Luginbühls Assistent. Ein Jahr später lernt er Jean Tinguely in Paris kennen, und ab 1969 arbeitet er zusammen mit Tinguely, Daniel Spoerri, Niki de Saint Phalle und vielen anderen an der surrealen begehbaren Riesenplastik "Cyclop", die im Wald von Milly-la-Forêt realisiert wird.

1973 beteiligt er sich an der Realisierung von Tinguelys Werk Chaos Nr. 1 in den USA; vier Jahre später arbeitet er an einem grossen Kollektivprojekt für das Centre Georges Pompidou in Paris, dem "Crocrodrome de Zig et Puce". Die Feuerskulpturen, deren Realisierung sich ab 1974 konkretisiert, lassen die Spur der Begegnungen des Künstlers mit den Protagonisten des "Nouveau Réalisme" deutlich nachvollziehen. Die Interaktion mit dem Beobachter, die Bewegung, das Wiederverwerten von Abfallmaterialien charakterisieren das Werk Wiedmers.

Zwischen 1975 und 1976 schafft der Künstler die Serie Objets boudlés, eine systematische Sammlung von metallischen Bruchstücken, die in sämtlichen Kantonen der Schweiz mittels eines Metalldetektors ausgegraben wurden. 1978 und 1981 nimmt er an den beiden Gruppenausstellungen "Hammer I und II" von Felix Handschin in Basel teil. Wiedmer arbeitet an der Konstruktion der Skulpturen des Giardino dei Tarocchi von Niki de Saint Phalle nahe Capalbio und zwischen 1981 und 1982 weilt er in Rom als Stipendiat des Schweizer Instituts, wo er unter dem Titel Roma di Nero eine Werkreihe zum Thema Feuer realisiert.

1982 findet er im Tal von La Serpara nahe Civitella d’Agliano den Ort , an dem er seine Vision von Kunst und Leben umsetzen will. 1985 schafft er in Orvieto "Omaggio a Luca Signorelli" (Hommage an Luca Signorelli) und arbeitet hierzu einen Monat lang auf einem Schrottplatz. 1991 begibt er sich für einige Monate nach Peking, wo er im Hof der Schweizer Botschaft "Peking-Feuer" realisiert. Der östliche Einfluss entpuppt sich im Laufe der Jahre als entscheidend für die Entwicklung der Poetik des Künstlers und entfacht in ihm die Leidenschaft für Bambus, einer vielseitigen Pflanze von grosser sozialer Relevanz im Orient.

1995 stellt er in Civita di Bagnoreggio die Feuerskulpturen in den Gassen und auf den Plätzen der "città che muore" (sterbenden Stadt) aus. Ab 1997 installiert der Künstler seine Werke und diejenigen befreundeter Künstler im Tal von La Serpara. Wiedmer stellt in Gruppen- und Einzelausstellungen in Skandinavien, Namibia und Korea aus , wobei es sich bei seinen Werken stets um "site specifics" handelt; hier gelingt es ihm, seine kreative Ader mit den Besonderheiten des jeweiligen Ortes eins werden zu lassen.

In den letzten Jahren ist Paul Wiedmer unter anderem damit beschäftigt, Ausstellungsprojekte als künstlerischer Leiter voranzubringen, wie im Fall des "Benchmarking Project" in Korea und den beiden Veranstaltungen des "Artcanal International", der interkontinentalen Triennale zur Skulptur im und am Wasser, die in Kooperation zwischen Schweiz, Deutschland und Südkorea stattfindet.


Paul Wiedmer – Feuer und Eisen
16. September 2009 bis 24. Januar 2010