Fernando Botero - Retrospektive in Wien

Vom 12. Oktober 2011 bis 15. Januar 2012 widmet das Kunstforum dem kolumbianischen Maler und Bildhauer Fernando Botero die erste umfassende Retrospektive in Österreich – sie wird das gesamte Universum des südamerikanischen Künstlers von seinen ersten Arbeiten aus den späten 1950er Jahren bis heute umfassen.

Boteros Œuvre ist reich an Porträts, Akten, Stillleben, Szenen aus dem täglichen Leben und der katholischen Kirche – all diese Themen interpretiert er mit Anspielungen an seine südamerikanische Herkunft. Es sind Darstellungen oberflächlicher Heiter- und Harmlosigkeit, die nicht einer gewissen Doppeldeutigkeit entbehren. Mit seinen immer wieder überraschend "aufgeblasenen" Figuren, deren Ästhetik seiner präzisen Form- und subtilen Farbgebung gleichsam widersprechen, erstaunt der Künstler die Welt seit über 50 Jahren und zwingt die moderne Kunstgeschichte wiederholt, ihre Werte in Frage zu stellen.

Botero, geboren 1932 in Medellín, verbringt seine Kindheit im südamerikanischen Ambiente von Katholizismus, dem archaischen Ritual des Stierkampfes und dem ländlich unspektakulären Alltag einer damals abgelegenen und traditionellen Bergstadt in den Anden. Dennoch interessiert er sich schon als Jugendlicher für die Bildende Kunst – er geht nach Bogotá, wo er Anschluss an die künstlerische Avantgarde findet und die Maler der mexikanischen Revolution, wie Diego Riviera und José Clemente Orozco, kennen lernt.

Seine entscheidenden künstlerischen Anregungen erfährt Botero jedoch während seines ersten Europaaufenthaltes 1952 bis 1955. Nach dem Studium der Spanischen Malerei im Madrider Prado, den Porträts von Diego Velázquez und Francisco Goya, begeistert er sich während einer Reise durch Norditalien für die Malerei der Frührenaissance und deren für die Kunstgeschichte bedeutende Neuerung, Volumen, Farbe und Raum zu verbinden. Die Kunst von Piero della Francesca, Giotto und Paolo Ucello werden für Boteros gesamte künstlerische Laufbahn von Bedeutung bleiben.

Nach der Rückkehr nach Südamerika lebt Botero zuerst in Mexiko, langsam stellen sich erste Erfolge ein, er wird als Professor an die Kunstakademie nach Bogotà berufen. 1960 übersiedelt der Maler nach New York – kurzfristig beeinflusst durch die expressive Malerei der New York School entscheidet er sich dennoch für seine spezifische, von plastischem Volumen, feinem Farbauftrag und subtiler Personenführung charakterisierte Formensprache. In den frühen 1970er Jahren beginnt Botero seine Figuren auch in überdimensioniert große Bronzeskulpturen umzusetzen. Die Zusammenarbeit mit einflussreichen Galerien fördert seinen internationalen Durchbruch, Museumsausstellungen in Europa und den USA untermauern die Erfolge des Künstlers.

Trotz seiner internationalen Präsenz ist Botero seiner Heimat weiterhin sehr verbunden. Im Jahr 2000 stiftet er seine eigene bedeutende Sammlung internationaler Kunst der Moderne den Museen in Medellín und Bogotá, dazu auch eine Anzahl seiner eigenen Arbeiten. Botero lebt und arbeitet heute in Paris, New York, und dem italienischen Pietrasanta.

Fernando Botero
12. Oktober 2011 bis 15. Januar 2012