Farben Wahn Sinn

Die diesjährige Sommerausstellung der Feldkircher Galerie Feurstein steht ganz im Zeichen der Farbe. Unter dem Titel "Farben Wahn Sinn" wird ein aktueller Werkquerschnitt der drei Künstler Nicholas Bodde, Thierry Feuz und Ben Hübsch geboten. Feuz und Hübsch werden vom Galeristen Günter Feurstein schon seit Jahren vertreten. Mit Bodde scheint jetzt eine ganz neue Position in dessen Portfolio auf.

Bei den Werken des 1962 geborenen und heute in Bremen lebenden und arbeitenden Künstlers Nicholas Bodde handelt es sich um Farbanordnungen, die auf horizontalen, parallel verlaufenden Feldern, Bändern und fadenfeinen Linien fussen, wobei geometrisch geformte Elemente aus Dibond-Aluminium als Bildträger agieren. Dieser Rückgriff auf glattes, strukturloses Leichtmetall als Malgrund entspricht auf ideale Weise einer sich flächig entfaltenden Farbmalerei. Erst in der Nahansicht offenbaren sich die vielfältigen Farbmaterialien und Oberflächenbehandlungen der einzelnen Felder, die eine zusätzliche Tiefenebene erstehen lassen. Der Künstler setzt bei seinen Farbstaffetten neben den Ölfarben auch auf Acryl und Industrielacke sowie Kunststofffolien und Aquarellfarben. Folgen die Bilder in ihrem formalen Äusseren strengen, konstruktivistischen Massgaben, ganz in der Gefolgschaft der geometrischen Abstrakten der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts, so geschieht die Farbwahl im Kontrast dazu intuitiv und frei.

Wie man die Natur direkt in die Arbeit integrieren kann und doch zu "abstrakten" Bildern gelangt, ist eine Frage, die sich der 1968 in Wien geborene und heute in Genf lebende und arbeitende Künstler Thierry Feuz im Zuge seines Schaffens immer wieder stellt. In diesem Zusammenhang waren es früher vor allem florale Motive, die im Zentrum von Feuz’ malerischem Werk standen. Dabei ging es aber nicht um Abbilder, sondern um das Erschaffen einer künstlichen (künstlerischen) Parallelwelt, in der Florales aus dem Kosmos der Farbe wächst und keine Rücksicht auf Naturgesetze, Grössenverhältnisse etc. nimmt. Die Arbeiten aus der neueren Serie "Technicolor" hingegen lassen keine formalen Assoziationen mehr zu Blatt, Blume oder Stengel zu. Feuz reduziert hier die Bilderscheinung auf parallele Farbstreifen. Aber egal ob blumig oder in Streifen, Feuz’ Farbenkosmos schlägt dem Betrachter wie eine potenzierte Pop-Art entgegen. Würden die Bilder von Thierry Feuz duften, dann wäre man schnell einmal berauscht von ihnen.

Der aus Freiburg stammende Künstler Ben Hübsch, Jahrgang 1963, ist für Bildkompositionen bekannt, die das Verhältnis zwischen Ornament und abstrakter Kunst ausloten und in denen die Farbe das tragende Element darstellt. Der Künstler, der auch als Professor und Leiter des Fachbereichs Bildende Kunst an der Hochschule für Kunst, Design und Populäre Musik in Freiburg im Breisgau tätig ist, bedient sich eines unerschöpflichen Reservoirs an Linien-, Bänder-, Kreis- oder Flächenelementen, um geometrische Konstruktionen zu entwickeln, die ornamental angelegt sind. In der Bemalung bedient er sich eines Farb-Kanons, der von einer immensen Dynamik und Sprengkraft zeugt. Die Leuchtkraft und Komposition der Farben führen das Auge des Betrachters immer wieder an die Grenzen der Wahrnehmung bis hin zur Irritation. Die Bilder sind in der Regel rechte Eyecatcher und Auslöser visueller Reizungen.


Farben Wahn Sinn
Nicholas Bodde, Thierry Feuz, Ben Hübsch
4. Juli bis 8. August 2015