Exil und neue Heimat

Ab dem 10. April 2008 zeigt die Albertina die bedeutendsten Werken des sogenannten "späten" Oskar Kokoschka. Die Ausstellung konzentriert sich auf die Zeit von Kokoschkas Emigration und seiner Suche nach einer neuen Heimat. Gezeigt werden rund 200 Exponate, davon 110 aus eigenen Beständen und 80 Leihgaben.

Besondere Schwerpunkte der Schau bilden die Schaffensjahre des Künstlers im Prager Exil 1934–1938 sowie die Jahre nach der endgültigen Flucht vor den Nationalsozialisten nach England, wo bis etwa 1942 die offene politische Agitation als Maler bitterer Parabeln und somit das politische Zeitgeschehen im Zentrum von Kokoschkas Arbeit standen. Die Ausstellung will damit eine künstlerische und kunsthistorische Re-Evaluierung des im Schatten des revolutionären expressionistischen Frühwerks stehenden Alterswerks vornehmen.

Ein eigenes Kapitel widmet die Ausstellung Kokoschkas malerischem Schaffen in England und Schottland. Neben Porträts der britischen Aristokratie und Londoner Stadtansichten ist hier. besonders die im kleinen Fischerhafen Polperro in Cornwall entstandene Werkgruppe hervorzuheben. Den Abschluss und zugleich umfangreichsten Teil der Ausstellung bilden Werke, die ab 1953 in Kokoschkas neuen Heimat, der Schweiz, entstanden sind. darunter zahlreiche Landschaften, Porträts von Bekannten, Auftragsbilder und vor allem die großformatigen Blumen- und Landschaftsaquarelle.

Ebenso umfangreich veranschaulicht die Ausstellung Kokoschkas Reisetätigkeit, der zahlreiche Städtebilder aus Italien und Deutschland zu verdanken sind. Die Stadtporträts brachten Kokoschka mit Repräsentanten der Politik zusammen, die ihn mit offiziellen Porträts beauftragten. Als Ausgleich zu der intensiven Arbeit an den Politikerporträts zog sich Kokoschka auf seinen Reisen oft mit seinen Skizzenbüchern zurück und zeichnete mit Farbstiften die Landschaft, aber auch Skizzen bedeutender Kunstwerke.

Ein eigener Bereich der Ausstellung widmet sich Kokoschkas Bühnenbildentwürfen für Theater und Oper sowie seinen Illustrationen zu Werken der großen Literatur (King Lear, Saul und David, Odyssee, Penthesilea, Die Troerinnen). Die Ausstellung endet mit einem der künstlerischen Höhepunkte im gesamten Schaffen Oskar Kokoschkas: In mehreren Bildern setzte er sich mit existentialistischen Fragen zu Tod und Leben, mit der Spannung zwischen Gegensätzlichkeiten auseinander. Beispiele dafür sind die Gemälde "Morgen und Abend" und "Time, Gentlemen please".

Mit der Schau "Exil und neue Heimat" widmet die Albertina nach Egon Schiele einem weiteren Wegbereiter der österreichischen Kunst eine umfassende Ausstellung. Kokoschkas Œuvre bildet, genauso wie das von Egon Schiele, einen besonderen Forschungsschwerpunkt der Albertina.


Katalog: Oskar Kokoschka, Exil und neue Heimat 1934 –1980. Hrsg. Klaus Albrecht Schröder, Antonia Hoerschelmann, Texte von Gunhild Bauer, Werner Hofmann, Edwin Lachnit, Artur Rosenbauer, Heinz Spielmann u. a. Deutsch, Ca. 340 S., ca. 170 Abb., davon ca. 152 farbig. 29,90 Euro

Oskar Kokoschka. Exil und neue Heimat 1938-1980
11. April bis 13. Juli 2008