Ewald Mataré in Kleve

Der Bildhauer und Graphiker Ewald Mataré (Aachen-Burtscheid 1887-1965 Büderich) gehört zu den herausragenden Künstlerpersönlichkeiten des Rheinlands im 20. Jahrhundert und ist einer der wichtigsten Protagonisten der Klassischen Moderne in Deutschland. Das Museum Kurhaus Kleve kann jetzt zum ersten Mal überhaupt eine bedeutende rheinische Privatsammlung präsentieren, die in den letzten 20 Jahren aufgebaut wurde und viele Hauptwerke Matarés vereinigt.

Die Ausstellung umfasst über 50 Skulpturen aus allen Schaffensphasen, darunter zahlreiche überaus seltene Werke. Die früheste Arbeit datiert von 1923, die späteste von 1960, so dass es möglich ist, Matarés gesamte künstlerische Entwicklung zu überblicken und die formalen Wandlungen in seinem Werk zu verfolgen. Der thematische Schwerpunkt liegt auf der Darstellung des Tieres, das für Matarés Denken eine zentrale Rolle spielt. So wird etwa eine ganze Gruppe imposanter stehender oder liegender Kühe bzw. Rinder aus den 1920er Jahren gezeigt, allesamt Ikonen von Matarés Kunst.

In ihnen manifestiert sich sein Streben nach einer geschlossenen, in sich ruhenden Form als Analogon der inneren Ordnung der Natur auf besonders eindringliche Weise. Von besonderer Delikatesse sind die äußerst reduzierten Kleinplastiken, in denen das dargestellte Tier zu einem Fetisch wird. Matarés Auseinandersetzung mit dem Bild des Menschen wird u. a. vergegenwärtigt durch die berühmte "Pietà" von 1922/23, die ihn deutlich als Mitglied der expressionistischen Generation ausweist. Die Ausstellung zeigt darüber hinaus exemplarische kunsthandwerkliche Arbeiten, die einen wesentlichen Aspekt von Matarés Schaffen ausmachen. Hervorzuheben ist beispielsweise ein bisher unbekannter kostbarer keramischer Krug aus den 1930er Jahren, der mit Tiermotiven bemalt ist.

Ewald Mataré wird am 25.02.1887 in Burtscheid geboren. Nach erstem Unterricht bei dem Bildhauer Karl Krauß und dem Maler Eugen Klinckenberg in Aachen geht er 1907 zum Studium bei Julius Ehrentraut nach Berlin. 1914 studiert er bei Lovis Corinth, 1915 wird er Meisterschüler von Arthur Kampf. 1918 tritt Mataré der revolutionären "Novembergruppe" bei; parallel dazu gewinnt er in seinem malerischen Werk Anschluss an den Expressionismus. 1920 entstehen bei einem Sommeraufenthalt an der Nordsee die ersten Holzschnitte, die schnell den Weg zur Skulptur ebnen. 1932 wird Mataré auf Initiative von Paul Klee als Professor an die Düsseldorfer Kunstakademie berufen, von der ihn die Nationalsozialisten, die sein Werk als "entartet" brandmarken, schon 1933 wieder vertreiben.

1945 kehrt Mataré an die Düsseldorfer Akademie zurück, wo Erwin Heerich und Joseph Beuys zu seinen ersten Schülern zählen. Er erhält zahlreiche staatliche und kirchliche Aufträge in Deutschland und weltweit. Am 29.03.1965 stirbt Mataré in Büderich. 1988 gibt Sonja Mataré den Nachlass ihres Vaters in die Obhut der Stadt Kleve, wo er die Basis der Sammlung moderner Kunst des Museum Kurhaus Kleve bildet. Seither hat sich das Museum in zahlreichen Ausstellungen und Publikationen der Erforschung von Ewald Matarés Werk gewidmet.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Texten von Guido de Werd und Valentina Vlasic.

Ewald Mataré. Eine rheinische Privatsammlung
14. März bis 4. Juli 2010