23. Mai 2011 - 2:26 / Ausstellung 
13. Februar 2011 29. Mai 2011

Der britische Bildhauer Tony Cragg ist einer der renommiertesten Vertreter der zeitgenössischen Kunst. Craggs einzigartige und visionäre Formen faszinieren durch die ungewöhnliche Stilvielfalt, die der Künstler auf sehr persönliche, wiedererkennbare Weise entwickelt, Publikum und Kritiker gleichermaßen. Tony Cragg verbindet in seinem künstlerischen Werk den barocken Geist der formalen Bewegungsstudien mit der Vielzahl von Perspektiven in der Kunst des zwanzigsten Jahrhunderts und den elementaren Formen der Natur, die auf diese Weise zu Mittlern zwischen der organischen Welt und den traditionellen Materialien der Bildhauerei werden.

Nach einer ersten Schaffensperiode in den 1970er Jahren, in der er in Anlehnung an Robert Rauschenbergs New Dada bunte Plastikfundstücke mit natürlichen Materialien zu ungewöhnlichen Kompositionen – zwischen Assemblage und Skulptur – verknüpft, wendet sich Cragg den raumgreifenden bildhauerischen Dimensionen zu. Auch wenn die Struktur seiner Arbeiten minimal bleibt, verleihen die immensen Holz,- Eisen,- Bronze und Kunststoffblöcke seinem Werk eine neue Dimension und einen monumentalen Wert. Nicht zuletzt wird gerade diese Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Materialien, die er in immer neuer Beziehung zum Licht und der sinnlichen und taktilen Wahrnehmung setzt, zum Kennzeichen seiner Arbeitsphilosophie. Ungewöhnlich vielschichtig und -fältig deshalb auch seine Formenwahl, die von Mal zu Mal vom Material bestimmt wird, seien dies das leichte Fieberglas, die warme Bronze oder unterschiedliche Arten von Holz.

Tony Craggs besonderes, fast manisches Interesse gilt den Bewegungsmöglichkeiten der Körper, die bereits der Futurist Umberto Boccioni thematisiert hatte. Cragg analysiert, untersucht auf gleichsam wissenschaftliche Weise alle potentiellen Veränderungen einer Primärstruktur und versucht diese zu reproduzieren, ohne dabei die universelle Poetik seines Schaffens und des ständigen Experimentierens aus den Augen zu verlieren. Tony Cragg schafft keine geschlossenen Formen, sondern Formen, die sich der Umwelt und dem Betrachter öffnen, die mit dem Ausstellungsraum in Kommunikation treten und die Beziehung zwischen Objekt, Material und Bild immer wieder neu verorten. Der erklärte Atheist Cragg vollzieht damit eine ästhetisch-philosophische Handlung, die der Kunst die Mission überträgt, die tiefe physische und plastische Spiritualität der Materie und ihre unaufhaltsame Auseinandersetzung mit den Formen zu offenbaren.

Neben einer großen Auswahl von Zeichnungen und Aquarellen wird die Ausstellung in Meran rund 20 Skulpturen von Tony Cragg zeigen, die nur zum Teil bereits in der Ca’ Pesaro zu sehen waren. Besondere Neuheiten sind die Arbeiten "Clear glass stack" aus dem Jahre 1999 und das außergewöhnliche Keramikwerk "Silent conversation" aus dem selben Jahr. Auch die Holzskulptur "Tall head" aus dem Jahre 2002 stellt eine absolute Neuheit für Italien dar. Außerdem werden in der Sparkassenstraße die beiden großen Arbeiten "Outspan" (2008) und "Chain of events" (2007) zu sehen sein.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog im Verlag Marsilio, ISBN 978-88-317-0754-1

Tony Cragg - In 4D
Etwas Festes aus dem Strömenden
13. Februar bis 29. Mai 2011

Kunst Meran
Laubengasse 163
I - 39012 Meran

W: http://www.kunstmeranoarte.org/

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  •  13. Februar 2011 29. Mai 2011 /
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'Figments'; Bronze, 2004, 75 x 35 x 40 cm. Foto: Charles Duprat. Courtesy: Tony Cragg Foundation
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'McCormack'; Bronze, 2007, 117 x 130 x 75 cm. Foto: Charles Duprat. Courtesy: Tony Cragg Foundation
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'Outspan'; Bronze, 2007, 95 x 100 x 62 cm. Foto: Charles Duprat. Courtesy: Tony Cragg Foundation