Erscheinung und Bewegung

Der in Düsseldorf und Goch lebende Maler Ulrich Erben, einer der herausragenden Vertreter konkreter Malerei in Deutschland, hat vor wenigen Wochen seinen 70. Geburtstag gefeiert. Aus diesem Anlass präsentiert das Klever Museum, das Erbens Schaffen in den letzten Jahrzehnten mit mehreren Ausstellungen begleitet hat, erstmals Arbeiten aus der neuen Werkgruppe "Siria" – großformatige Gemälde, die in den Jahren 2008-10 entstanden sind. In ihren subtilen Farbklängen ist die Erfahrung des Lichts und der Landschaften des Nahen Ostens eingefangen.

Die Serie "Siria" geht zurück auf eine Reise, die Ulrich Erben vor zwei Jahren nach Syrien unternahm. Dort empfing er während seiner Fahrten durch die Wüste Eindrücke, die, seinen eigenen Worten zufolge, "über die figürliche Wahrnehmung hinaus" gingen: Eindrücke, "die durch farbige Phänomene, die mir dort begegnet sind, entstanden sind und zu einem Ausdruck gefunden haben – dieses Zusammenspiel von Farben, Licht, Luft und Stille in einer immer ähnlich gegliederten, sehr monotonen Landschaft".

Erben fühlt sich ein in feinste Abstufungen, denn auch die vermeintlich leblose Wüste verändert sich unmerklich: "Das geht so langsam wie der kleine Zeiger der Uhr. Da sieht man auch nicht, dass er sich bewegt (…)". "Man meint immer, das ist dasselbe, aber das ist es natürlich nicht, da die Zeit, durch die man fährt, eine andere ist und somit auch das Licht. Es sind ganz konkrete Lichtbilder, in denen ich versucht habe, mein Erlebnis sichtbar zu machen."

Entsprungen aus der Begegnung mit einer vermeintlich eintönigen Landschaft und von denkbar einfacher Struktur – in ein Hochformat (230 x 170 cm) ist ein ebenfalls hochformatiges Rechteck eingestellt –, widersprechen die "Siria"-Bilder auf überraschende Weise gängigen Vorstellungen von Harmonie. Sie sind von inneren Spannungen zwischen den Farben erfüllt, die bald sehr offensichtlich sind, bald nur auf den zweiten Blick spürbar werden, dann aber umso nachhaltiger irritieren.

Zur Ausstellung erscheinen ein Katalog mit Texten von Guido de Werd und Roland Mönig sowie eine Edition.

Siria. Erscheinung und Bewegung
4. Juli bis 24. Oktober 2010