Engelsbrot und Gloria

19. November 2011 Rosemarie Schmitt
Bildteil

Die festlichen Adventskonzerte, die seit dem Jahr 2000 in der Dresdner Frauenkirche aufgenommen werden, gehören sicherlich zu den schönsten dieser stimmungsvollen Vorweihnachtszeit. Ich kann mich dem ganz besonderen Zauber dieser Musik nicht entziehen, und ich möchte es auch nicht, ehrlich gesagt, habe ich niemals auch nur den Versuch eines Entzuges unternommen! Weshalb auch?!

Auf der bei Sony-Classical erschienenen Aufnahme sind die singenden und instrumental musizierenden Geister der vergangenen Weihnacht: Vittorio Grigolo, Carolina Ullrich, der Chor der sächsischen Staatsoper Dresden und der Kammerchor der Frauenkirche, die Staatskapelle Dresden und die Semper Brass.

Es sind Lieder wie "Panis angelicus" (Engelsbrot), gesungen von Vittorio Grigolo, die mir vor dem wärmsten Kaminfeuer eine Gänsehaut bescheren. Der italienische Tenor scheint prädestiniert für geistliche Auftritte, mit 13 Jahren trat er bereits als Hirte an der Seite Pavarottis auf. "Panis angelicus" ist ein Teil der im Jahre 1860 komponierten "Messe à trois voix". Allerdings entstand Cesar Francks "Engelsbrot" erst 12 Jahre später und wurde nachträglich der Messe hinzugefügt.

Haydns Te Deum war ein Auftragswerk für die lebenslustige, selbst singende Kaiserin Marie Therese (nicht zu verwechseln mit Maria Theresia). Eine lange Zeit musste sie auf diese Komposition warten, doch endlich, im Jahre 1800 wurde das Te Deum anlässlich des Besuches von Admiral Lord Nelson beim Fürsten Esterhazy in Eisenstadt erstmals aufgeführt.

Der Morgenstern ist aufgedrungen (empor dringen, aufsteigen), dieses Lied war ursprünglich ein sehr weltliches, denn es handelte sich um ein "Gelegenheitslied welches einer kranken betrübten Witwe gewidmet ward". In seinem Buch wies Daniel Rumpius, der den Text anno 1587 verfaßte, dem Lied ursprünglich als "Vermanung zur Busse auff Weihenachten… der Margaret Gammen frawen witwen auf seinen thon" einen Platz in der Adventszeit zu., die in der liturgischen Tradition als Bußzeit verstanden wird. Erst Praetorius "vergeistlichte" dieses wundervolle Weihnachtslied zu Beginn des 17. Jahrhunderts.

Viele, viele Jahre lang lebte ich in und mit dem Irrtum, eines der großartigsten Weihnachtslieder, auf das ich bereits als Kind in jedem Jahr in der Weihnachtsmesse wartete, hieße "Gloria in excelsis Deo". Das Lied aber, auf das ich wartete, und das ich heute noch immer so sehr liebe ist: "Hört ihr Engel helle Lieder"! Im Refrain wird aber auch so häufig Gloria Gloria Gloria in excelsis Deo wiederholt! Doch eigentlich ist es mir einerlei, denn damals wie heute finde ich es herrlich, egal wie der Titel lautet, doch ganz besonders gut gefällt es mir mit Carolina Ullrich, Vittorio Grigolo, den Chören und der Staatskapelle Dresden.

Hört der Engel helle Lieder
klingen das weite Feld entlang,
und die Berge hallen wider
von des Himmels Lob Gesang:
Refrain: Gloria Gloria Gloria in excelsis Deo

Und ein echtes "Gloria in excelsis Deo" hat dieses Festliche Adventskonzert aus der Dresdner Frauenkirche überdies zu bieten. Und zwar jenes von Vivaldi!

Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt