Elke Laznia erhält den 1. Helena-Adler-Preis für rebellische Literatur 2025

Zum ersten Mal wird vom Literaturhaus Salzburg der „Helena-Adler-Preis für rebellische Literatur“ vergeben: zur Förderung österreichischer Gegenwartsliteratur für ein besonderes belletristisches Werk, das sich sprachlich, formal wie inhaltlich auflehnt, trotzt und widersetzt – und in Erinnerung an die vor einem Jahr nach schwerer Krankheit verstorbene Autorin Helena Adler (1983-2024), siehe Artikel kultur online.

Die dreiköpfige Fachjury – bestehend aus der Kulturredakteurin Mia Eidlhuber (Der Standard), aus der Literaturjournalistin Katja Gasser (ORF) und dem Buchhändler Klaus Seufer-Wasserthal (Rupertus Buchhandlung) – hat sich nach Erstellung von interner Long- und Shortlist in ihrer Wiener Jurysitzung einstimmig für Elke Laznia und ihr Buch „Fischgrätentage“, Verlag Müry Salzmann, 2024, (siehe Artikel kultur online) entschieden. Der Literaturpreis ist mit 7.777 Euro dotiert und wird am Sonntag, 9. März, um 11 Uhr im Literaturhaus Salzburg vergeben. Die Laudatio hält Katja Gasser, danach liest die ausgezeichnete Autorin.

Die Jurybegründung: „In Elke Laznias ‚Fischgrätentage‘ verwirklicht sich ein sehr grundlegendes Aufbegehren gegen die Endlichkeit des Lebens. Dieses Aufbegehren: es prägt maßgeblich auch die Literatur Helena Adlers. Dieses endliche Leben: es wird in ‚Fischgrätentage‘ an keiner Stelle beschönigt. Und doch wird es mit aller Kraft besungen. Die Form, die Sprache, die Kunst wird als etwas Rettendes inszeniert – als ein Ort, an dem die Wut und der Schmerz in Freiheit verwandelt werden können. Und das Vergessen und Verschwinden in Erinnern. Dabei ist die Grenze zwischen Erinnern und Festschreiben eine schmale, eine schwierige, eine, die der Text vielschichtig reflektiert. Das, worauf er abzielt, ist Offenheit, kein endgültiges Bild.

Nicht Sentimentalität gibt in diesem Text den Ton an, sondern eine Melancholie, die dazu ermuntert, sich dem Leben zart anzunähern und dabei die Härte des Existierens nicht aus dem Blick zu lassen. Ambiguität wird hier nicht als zu behebender Mangel gefasst, sondern als etwas dem Leben von vornherein Eingeschriebenes gestaltet. Gestalten: das ist überhaupt, auch in einem sehr handwerklichen Sinne, ein zentrales formales wie inhaltliches Movens dieses Buches, das wie nebenbei Genregrenzen auslotet.

Sowohl Elke Laznias Literatur als auch die von Helena Adler ist durchdrungen von dem Gedanken, dass dort, wo die selbst ernannten Sieger sind, nichts an Erkenntnis zu gewinnen ist. Dafür alles dort, wo die Zerbrechlichkeit ist. Und: die Liebe, die sich nicht zuletzt in der möglichst genauen Zeichnung von Einzelheiten Ausdruck verschafft. Diese Details – vom Thymian bis zum Reindling – bringen in dem Textgewebe Elke Laznias ein ganzes Leben in seiner Gebrochenheit zum Leuchten.

Keine, die mit dem, wie es ist, einverstanden ist, kann so schreiben. Keine, die nie gebetet hat, könnte so ein Requiem für eine Mutter zu Papier bringen. Elke Laznia hat sich mit diesem Buch in die erste Reihe der österreichischen Gegenwartsliteratur geschrieben.“

Der „Helena-Adler-Preis für rebellische Literatur“ entstand 2024 nach einer Idee des Salzburger Literaturhaus-Leiters Tomas Friedmann mit Unterstützung des Künstlers und Adler-Nachlassverwalters Thomas Stadler und soll jährlich vergeben werden. Einzigartig errungen ist die ungewöhnlich breite Trägerschaft und Finanzierung: vom österreichischen Kulturministerium über die Gemeinde Oberndorf, Land und Stadt Salzburg bis zum Literaturhaus Salzburg und privaten Spenden. Organisation und Durchführung liegen beim Literaturhaus Salzburg.

Elke Laznia, geb. 1974 in Klagenfurt, lebt in Salzburg. Im Verlag Müry Salzmann sind vier Bücher erschienen: „Kindheitswald“ (2014), „Salzgehalt“ (2017), „Lavendellied“ (2019) sowie „Fischgrätentage“ (2024), das auf der Shortlist für den Österreichischen Buchpreis stand. 2024 erhielt sie den Alois-Vogel-Literaturpreis für den Gedichtzyklus „Fundgruben“.