12. Februar 2020 - 8:34 / Rosemarie Schmitt / Musikuß

Wie viele andere Paare begannen Mari und Kent nicht bei null. Ihr Ziel waren alle Fünfe, endend mit der Null, und zwar zu dritt! An dieser Ménage à trois ist nichts Verwerfliches. Ausserdem waren sie sich einig. Es war Mari, die diesen anderen Mann noch besser und näher kennenlernen wollte. Und ihr Ehemann war damit einverstanden, ja, er unterstützte seine Gattin gar so gut er konnte.

Zusammen mit dem Deutschen Symphonie-Orchester Berlin vollendeten Mari Kodama und ihr Ehemann Kent Nagano die Einspielung aller Klavierkonzerte Beethovens gewissermaßen mit einem Sprung in die doppelte Vergangenheit: Als letztes Element der in über 13 Jahren entstandenen Gesamtaufnahme spielten sie das Nullte Klavierkonzert Beethovens ein – von Mari Kodama anhand des Autographen persönlich editiert. Die gesamte 4-CD-Edition erschien im Oktober des vergangenen Jahres bei Berlin Classics.

Der Autograph des nullten Klavierkonzerts liegt in der Staatsbibliothek in Berlin. Es handelt sich nicht etwa um eine fertige Partitur, denn es fehlt die Orchestrierung. Allerdings hat Beethoven das Particell vor allem in den ersten beiden Sätzen mit Anmerkungen versehen, welches Instrument welche Stimme zu spielen hat. Die Orchesterpartitur, die heute vorliegt, wurde auf dieser Basis im frühen 20. Jahrhundert geschrieben. Nur: "Heute würde man dieses Konzert mit dem Wissen, das man inzwischen über den jungen Beethoven zusammengetragen hat, an vielen Stellen anders spielen", sagen Mari Kodama und Kent Nagano übereinstimmend. So präsentieren sie eine sehr persönliche Adaption, die bei den Proben mit dem Orchester und während der Aufnahme entstanden ist und Kodamas und Naganos individuelle Vorstellung von Beethoven widerspiegelt.

Etwas verspielt klingt es, nein, nicht dass Mari Kodoma sich verspielt hätte, sie macht das ausgezeichnet, es klingt nur verspielt. Sie wissen, was ich meine. Ludwig war, das sollte beachtet werden, erst 14 Jahre alt, als er dies komponierte.

Ob es im Sinne Beethovens ist, vermag ich nicht zu beurteilen, denn was weiss ich schon, was in dessen Sinne vor sich ging. Im Stile Beethovens trifft es wohl eher.

Zusammen mit dem klassischen Kanon der Klavierkonzerte Nr. 1-5 ergibt sich daraus eine umfängliche Edition, die durch das Tripelkonzert für Klavier, Violine und Violoncello, op. 56, das Rondo, WoO 6 und den Eroica-Variationen, op. 35 ergänzt wird. Ein Einblick in eine über Jahre gewachsene Auseinandersetzung mit ihrem musikalischen Wegbegleiter Ludwig van Beethoven. Und auch innerhalb der Werke wandelt man quer durch das Leben des Komponisten. Wenn man sie alle spielt, dann ist es, als würde man mit Beethoven einmal durch sein Leben reisen", sagt Mari Kodama.

Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt



  •  12. Februar 2020 /
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Mari Kodama - Foto Sergio Veranes Studio
Mari Kodama - Foto Sergio Veranes Studio
Kent Nagano - Foto Sergio Veranes Studio
Kent Nagano - Foto Sergio Veranes Studio