Wie das Bruseum in Graz in einer Presseaussendung mitteilte, ist am Freitag, dem 4. April, eine der letzten Zeitzeuginnen des Wiener Aktionismus, Anna Brus (1943-2025), nach langer schwerer Krankheit in Graz friedlich gestorben.
Seit 1961 war sie Ehefrau und Lebensgefährtin von Günter Brus und als solche Stütze, Inspiration und Mitakteurin seiner Aktionen. Sie war seine Managerin, seine letzte Stütze und seine schärfste Kritikerin. Das Werk des Künstlers ist ohne die unterstützende Kraft seiner Frau nicht denkbar.
Aus einfachsten Verhältnissen stammend, stand die gelernte Schneiderin in den 1960er Jahren im Zentrum der österreichischen Nachkriegsavantgarde. Anna Brus gilt als die wichtigste weibliche Akteurin in den Aktionen der frühen 1960er Jahre. Sie war Mitakteurin und Gesprächspartnerin nicht nur für Günter Brus, sondern auch für Otto Muehl und Rudolf Schwarzkogler, die ihr eigene Aktionen widmeten. Eine tiefe Freundschaft verband sie mit Hermann Nitsch. Ihre unterstützende Rolle war für die Aktionisten von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Als einzige Frau war Anna Brus stets gleichberechtigt in die Gruppe integriert. Sie verstand sich nie als Künstlerin, sondern war als Mitkämpferin für die Anliegen der Avantgarde den Männern ebenbürtig. Anna Brus und ihre Bedeutung für den Wiener Aktionismus wurde 2023 mit einer großen Ausstellung im Bruseum der Neuen Galerie Graz gewürdigt.
Ana Steiner wurde 1943 im kroatischen Viškovci geboren und musste kurz vor Kriegsende mit ihrer Familie das Land verlassen. Die Erfahrung von Flucht, Armut und Ausgrenzung hat sie ihr Leben lang nicht vergessen und ihr politisches Bewusstsein geprägt. Als junge Mutter war sie von einem Tag auf den anderen mit ihrer Tochter Diana allein, als ihr Mann Günter wegen seiner radikalen Kunst ins Gefängnis musste. Sie trotzte den Wirren und ließ sich nicht unterkriegen. 1969 flohen sie gemeinsam nach West-Berlin, wo sie zehn Jahre lebten. Durch ihren Beruf als Schneiderin konnte sie der Familie ein regelmäßiges Einkommen sichern. In ihrer erfolgreichen Modeboutique verkehrten damals Stars wie Santana oder Karl Lagerfeld.
Anna Brus' Haltung war geprägt von Wärme, Mut und Großzügigkeit. Wann immer es möglich war, hat sie Künstler:innen unterstützt und wenn sie es für notwendig erachtete, ihre Stimme erhoben. Über allem stand immer die Familie. Anna Brus hat als starke Frau, Feministin und unmittelbare Zeitzeugin authentisch und unverblümt über die vielen Schattierungen der (Kunst-)Geschichte gesprochen - und das bis zuletzt, während nicht nur in der Gesellschaft, sondern auch im Kunstbetrieb eine zeitgeistige Schwarz-Weiß-Malerei vorherrscht und die Political Correctness den offenen und ehrlichen Blick auf die Vergangenheit verstellt.