Ein deutscher Landschaftsmaler in Rom

Johann Christian Reinhart (geboren 1761 in Hof a. d. Saale, gestorben 1847 in Rom) gehört zu den zentralen Künstlergestalten der Zeit um 1800. In Leipzig und Dresden ließ er sich zum Künstler ausbilden, unter anderen von Adam Friedrich Oeser. Ab 1785 war er freundschaftlich mit Friedrich Schiller verbunden, und wirkte einige Jahre am Hofe Herzog Georgs I. von Sachsen-Meiningen, bevor er sich 1789 nach Rom begab, wo er bis zu seinem Tode blieb. Dort wurde er im Laufe der Jahre zu einem Mittelpunkt der deutschen Künstlerkolonie.

Große Anerkennung für seine Arbeiten zeigte sich durch seine Mitgliedschaften an den Akademien in Berlin (1810), Rom (1813) und München (1830), sowie durch seine Ernennung zum Hofmaler 1839 durch Ludwig I. von Bayern. Von Anfang an konzentrierte sich Reinhart auf die Landschaftskunst. Im Laufe seines Lebens leistete er auf allen Teilgebieten dieses Genres Wesentliches und entwickelte sich zu einem ihrer bedeutendsten Vertreter überhaupt.

Die Hamburger Kunsthalle würdigt Reinharts Bedeutung für die deutsche Kunstgeschichte nun als erstes Museum überhaupt mit einer umfangreichen Retrospektive. Von seinen Landschaftszeichnungen und -gemälden sowie seinen Radierungen bis hin zu bissigen Karikaturen, die für den Künstler ein Korrektiv zu seiner idealen-klassizistischen Kunst darstellten, wird ein profunder Überblick über das Gesamtschaffen Reinharts gegeben.

In seiner Jugend entstanden Idyllen im Stil des Schweizer Malers Salomon Gessners. Dabei handelt es sich um Kompositionen, die auf eine ferne Vergangenheit bezogen sind: Es ist die Hirtenwelt des vermeintlich antiken Arkadien, die in diesen Werken lebendig wird. Etwas später schuf er emotionsreiche Kompositionen, welche die Vorstellungen des Sturm-und-Drang widerspiegeln. Die strengen, meist sturmgepeitschten Landschaften wurden immer wieder als Reaktion auf die Umbrüche in Folge der Französischen Revolution interpretiert. Zeitgleich entstanden so genannte "Prospecte", möglichst naturgenaue Wiedergaben des Gesehenen. Schon in Deutschland gepflegt, bestimmte diese Form der Landschaftskunst sein Schaffen in seinem ersten römischen Jahrzehnt.

Kurz vor 1800 entwickelte er zusammen mit dem befreundeten Joseph Anton Koch einen neuen Typus der Landschaftsmalerei, der als die heroische Ideallandschaft bezeichnet wird. Dabei griff Reinhart auf Vorbilder des 17. Jahrhunderts wie Nicolas Poussin und Gaspard Dughet zurück. Mit zunehmendem Alter entwickelte sich Reinhart zum Klassizisten und stand mit seinen Auffassungen Joseph Anton Koch und dem dänischen Bildhauer Bertel Thorvaldsen nahe. Mythologische Themen und antike Gebäude wurden in seine Werke integriert. 1829-35 schuf er im Auftrag Ludwig I. vier großformatige Temperabilder mit Ausblicken aus der römischen Villa Malta, mit denen ihm eines der großartigsten Rom-Panoramen der Kunstgeschichte gelang.

Reizvoll ist die Betrachtung von Reinharts Werk auch unter dem Gesichtspunkt seiner dezidierten klassizistischen Gegenposition zu den Landschaftsporträts Jakob Philipp Hackerts (1737-1807), der bereits 2008/2009 in der Hamburger Kunsthalle als Europas Landschaftsmaler der Goethezeit vorgestellt wurde.

Die Ausstellung zeigt Werke aus dem Bestand der Hamburger Kunsthalle und Leihgaben verschiedener deutscher und internationaler Museen. Präsentiert werden über 30 Gemälde. Ein besonderes Augenmerk wird auf ca. 90 Zeichnungen und 30 Aquarelle gelegt, von denen in den letzten Jahren zahlreiche neu entdeckt wurden. Die in verschiedensten Techniken ausgeführten, brillanten und farbkräftigen Arbeiten sind hauptsächlich Wiedergaben nach der Natur, wie die Rheinaquarelle von 1787. Etwa 75 Radierungen des Künstlers runden die repräsentative Auswahl ab. Nach der Hamburger Kunsthalle wird die Ausstellung in der Neuen Pinakothek in München zu sehen sein.

Johann Christian Reinhart
Ein deutscher Landschaftsmaler in Rom
26. Oktober 2012 bis 27. Januar 2013