East goes West

Mit der Schau "Journey to the West" präsentiert der Kunstraum Niederösterreich in Kooperation mit RCM Art Museum, Nanjing/China vom 30. November 2007 bis 19. Januar 2008 den zweiten Teil eines spannenden Projekts, das bereits letztes Jahr begonnen wurde: den Austausch zwischen Künstlerinnen und Künstlern aus China und Österreich.

In Abgrenzung zur momentan intensiv stattfindenden Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Kunst aus China wird bei diesem Projekt besonderes Augenmerk auf den lebendigen Dialog und den intensiven Austausch gelegt. Dabei geht es weniger um ein Präsentieren der markttauglichsten chinesischen Kunst, vielmehr um einen tatsächlichen Austausch der Kulturen, inhaltlich und physisch im wörtlichen Sinne. Entsprechend wurde "Journey to the West" auch nicht von österreichischen, sondern von zwei chinesischen Kuratoren zusammengestellt.

Zum Auftakt des Austausches wurde letztes Jahr eine Gruppe junger österreichischer KünstlerInnen für zehn Tage nach Nanjing eingeladen, um dort gemeinsam mit chinesischen KünstlerInnen im RCM Art Museum ihre von China inspirierten Arbeiten zu präsentieren. Aus Österreich vertreten waren in der Ausstellung mit dem bezeichnenden Titel "Potential Dialogue" unter anderem Gina Müller, die vor Ort arbeitete, Judith Fegerl, die in Nanjing ihre Arbeit "The Chinese Nightingale" präsentierte, Richard Reisenberger, Bernhard Hosa und Ursula Mayer. Nun wurden im Gegenzug elf Künstlerinnen und Künstler aus China eingeladen, ihre Arbeiten im Kunstraum Niederösterreich zu präsentieren. Neun der elf Künstler werden eine Woche in Wien verbringen, drei davon werden einen ganzen Monat als Artists in Residence in den Ateliers in Krems leben und arbeiten.

Ausgewählt wurden die dreizehn Künstlerinnen und Künstler vom chinesischen Kurator Zuo Jing und dem Künstler und Kurator Sun Jianchun, ohne Auflagen seitens des Kunstraums Niederösterreich hinsichtlich Thematik, Medium oder Bekanntheitsgrad der TeilnehmerInnen. Eine derart offene Einladung erlaubt es den Künstlerinnen und Künstlern aus China, sich selbst und ihr Land nach eigenen Vorstellungen zu präsentieren, ohne sich dem westlichen Blick, den westlichen Erwartungen anpassen zu müssen. Schließlich bekommen damit auch weniger etablierte Künstlerinnen und Künstler – der Programmatik des Kunstraums Niederösterreich entsprechend – eine Möglichkeit, über die eigenen Landesgrenzen hinweg bekannt zu werden.

Geschichte und Tradition des Landes China spielen auch heute noch – mehr als 30 Jahre nach der Kulturrevolution – eine nicht zu unterschätzende Rolle in der Kunst. In Abgrenzung zum Kommunismus resultiert naturgemäß eine intensive Auseinandersetzung mit der eigenen Persönlichkeit, die Individualisierung des Einzelnen ist immer wieder Thema der Künstlerinnen und Künstler. Im Mittelpunkt der Ausstellung "Journey to the West" stehen daher die Künstlerinnen und Künstler als Personen, als Individuen mit ihren jeweiligen Geschichten und Befindlichkeiten.

Der Titel "Journey to the West" wurde einer Geschichte aus der Ming-Dynastie (spätes 16. Jahrhundert) entlehnt, in der geschildert wird, wie ein chinesischer Mönch gegen Westen zog und die buddhistischen heiligen Schriften nach Hause mitbrachte. Über die Jahrhunderte der Überlieferung hinweg wurde die Geschichte immer stärker mit den Bräuchen und Traditionen der chinesischen Gesellschaft aufgeladen, die historischen Gegebenheiten gerieten zunehmend in den Hintergrund. Dieser Tradition des vollständigen Absorbierens fremder Kulturen wollen die beiden Kuratoren nun im Rahmen dieses Austausches ihre "Reise nach Westen" gegenüberstellen.


Journey to the West
30. November 07 bis 19. Januar 08