Dominik Steiger. Retrospektive

Als Eigenweltkünstler und poetischer Universalist wird Dominik Steiger (* 1940) beschrieben. Er selbst bezeichnet sich als "quantenfanatischer Infanterist der Phantasie". Ausgezeichnet mit dem "Österreichischen Kunstpreis – Literatur" (2003) und dem "Preis der Stadt Wien für Bildende Kunst" (2008), gilt sein im Stillen und fernab des Kunstbetriebs entstandenes Werk noch immer als Entdeckung.

Steiger gilt seit den 1960er-Jahren als wichtige Künstlerpersönlichkeit der österreichischen Postavantgarde und steht symptomatisch für die künstlerische Vielseitigkeit und thematische Vielschichtigkeit der damaligen Kunstszene. Dennoch blieb der Künstler mit seinem Œuvre der große Unbekannte, um den sich Legenden ranken und dessen umfassende Produktion sich weitgehend im Stillen ereignete, ohne dass die Ergebnisse einer breiten kunstinteressierten Öffentlichkeit zugänglich wurden.

Der Mythos Dominik Steiger wird nun mit einer noch zu seinen Lebzeiten mit ihm entwickelten ersten umfassenden Retrospektive in der Kunsthalle Krems erfahrbar gemacht. Sein Werk wird damit vor der Gefahr des Vergessenwerdens bewahrt und in den gegenwärtigen kunsthistorischen Diskurs zurückgeholt.

Zeichnung, Malerei, Druckgrafik, Plastik, Video, Musik und Literatur – Steiger verwischt die Grenzen zwischen den Sparten. Seine Mittel sind dabei so ungewöhnlich wie das Ergebnis: "Zeichnungen vom Knöcheltyp", "Kulturcollagen", "Teigrollbilder", "Letterfallvideos" oder "Zusammenspiele mit Künstlerfreunden" wie beispielsweise Günter Brus, Dieter Roth, Gerhard Rühm und Oswald Wiener. Die retrospektiv angelegte Personale bietet mit Arbeiten aus fünf Jahrzehnten erstmals einen umfassenden Blick auf seine "surreale Transformation der Wirklichkeit" (Peter Weibel).

Bereits Mitte der 1960er-Jahre freundet sich Steiger mit den Autoren der "Wiener Gruppe" an. Auch im Kreis der "Wiener Aktionisten", an deren ZOCK-Fest Steiger 1967 unter dem Pseudonym "FNUFI" teilnimmt, ist er anzutreffen. Obwohl Impulse beider Bewegungen spürbar sind, entwickelt sich das vielseitige Œuvre Steigers jenseits fester Zuschreibungen. Ab 1961 veröffentlicht er Prosa und Lyrik, welche in ihrer experimentellen Form der Écriture automatique und Unsinnspoesie verwandt sind, Anfang der 1970er-Jahre erstmals Zeichnungen.

Der spielerische Umgang mit Sprache findet in Steigers bildnerischem Werk seine Fortsetzung. Mal subtil-verhalten, mal geprägt von subversiver Ironie oder bestürzender Heiterkeit, erzählt seine Wort- und Bildkunst von Gesehenem und Gehörtem, nie Geschehenem und Unerhörtem.


Dominik Steiger. Retrospektive
15. November 2014 bis 8. Februar 2015