Dieter Roth. Balle Balle Knalle

Auch wenn Dieter Roth (Hannover 1930 – 1998 Basel) zweifelsohne zu den einflussreichsten bildenden Künstlern des 20. Jahrhunderts zählt, hat er sich selbst hauptsächlich als Schriftsteller verstanden. Seine bildkünstlerischen Arbeiten betrachtete er als Mittel zum Zweck. "Meine Hauptarbeit ist Bücher schreiben gewesen; nun habe ich Objekte gemacht, damit ich Geld bekomme, denn von dem Schreiben konnte ich nicht leben", sagte Roth 1986 in einem Interview.

Was sich als kokette ironische Rhetorik ausnimmt, ist doch ernst zu nehmen. Dies lässt sich allein schon daran bemessen, dass in den nicht weniger als 26 Bänden seiner "Gesammelten Werken" Gedichte, Essays, Notizen und Tagebucheinträge unterschiedslos neben Grafiken und Zeichnungen abgedruckt sind. Bemerkenswert ist, dass in den Betrachtungen zu Roth der sprachlichen Dimension seines OEuvres bisher nur wenig Aufmerksamkeit zu Teil geworden ist.

Anhand von über 160 Exponaten aus unterschiedlichen Schaffensphasen legt jetzt "Dieter Roth. Balle Balle Knalle" dar, wie Text und Bild bei ihm untrennbar miteinander in Beziehung stehen und sich die Bereiche von Literatur und Kunst wechselseitig befruchten. Auf diese Weise liefert die große Sonderausstellung im Kunstmuseum Stuttgart einen retrospektiven Überblick über Roths künstlerische Entwicklung – und eröffnet so auch eine neue Perspektive auf die Kunst der 1960er-Jahre, deren Umwälzungen nicht so sehr als "Ausstieg aus dem Bild" (Laszlo Glozer) zu beschreiben wären, sondern vielmehr als "Ausstieg aus dem Buch".


Dieter Roth. Balle Balle Knalle
13. Dezember 2014 bis 12. April 2015