Die Zukunft umarmen

Patricia Piccininis skulpturale Welt ist die der geklonten Existenzen und Cyborgs–Mutanten von Mensch, Tier und Maschine. In ihrem Tun nehmen sie empathische Züge an, strahlen Wärme, Nähe und Mitgefühl aus. Zugleich vermitteln diese Wesen kreatürliches Unbehagen aus, unheimliche Mutanten, wie aus Fantasy-Horrorfilmen entsprungen.

Niedlich-putzige Expression vermengt sich mit dem Grauen. Daneben befasst sich die aus Sierra Leone stammende Künstlerin mit dem multiplen Verhältnis von Organischem und Technischem – cyborgartigen Kreaturen. Tierisch-Menschliches mutiert zu Motorrädern und Automobilen in flüssig, fließenden Formen als Zwitteramalgame mit polierter Hochglanzoberfläche.

Die Mutter aller hybriden Wesen ist im Alten Ägypten in Form der Sphinx zu finden, sowie in den mythologischen Wesen des Kentauren, Minotaurus oder Satyrs. Die Kunst der Bildhauerei und Plastik hat diese Mischwesen immer wieder aufgegriffen und behandelt – vor allem in der Antike, Renaissance, Barock und Romantik. Die Skulptur der Moderne im 20. Jahrhundert entledigte sich der Figuration zumeist zugunsten einer abstrakten bzw. konzeptuellen oder raumbezogenen Ausrichtung. Die Ausstellung in Krems stellt einen retrospektiven Querschnitt des künstlerischen Schaffens von Patricia Piccinini dar.

Die erste große Werkschau in Österreich zeigt Skulpturen, Installationen, Collagen und Videoarbeiten aus beinahe zwei Jahrzehnten künstlerischen Schaffens. Unter anderem "The Bond" (2016), eine hyperrealistische Frauenfigur, die ein hybrides Wesen umsorgend in ihren Händen hält – beide Köpfe aneinandergeschmiegt sowie "Kindred" (2018), eine Skulptur aus klammernden Babys am Körper ihrer Mutter – halb Affe, halb Mensch.

Patricia Piccinini
Embracing the Future
27. März bis 3. Oktober 2021
Kurator: Florian Steininger