Die Polizei - Dein Freund und Helfer?

19. Juli 2010 Walter Gasperi
Bildteil

Im Laufe der Filmgeschichte haben sich das Bild und auch die Figur des Polizisten stark gewandelt. Vom Vertreter bürgerlicher Ordnung wurde er ab den 50er Jahren zu einem hartgesottenen Cop, dessen Methoden sich kaum mehr von denen der Gangster unterscheiden.

Nicht der nette Freund und Helfer war der Polizist in den Anfängen der Filmgeschichte, sondern eher der Starke, der die bürgerliche Ordnung durchsetzen will. Den Underdog Charlie und dessen mehr oder weniger anarchistischen Aktionen verfolgt er mit missgünstigem Blick verfolgt und versucht sie zu unterbinden.

Realistische Polizistenfiguren zeichnen dann unter dem Einfluss des Film noir die Detektivfilme der 50er Jahre. Fast dokumentarisch schilderte Henry Hathaway in "Call Northside 777" (1948) die Polizeiarbeit. Als Wendepunkt in der Geschichte des Polizeifilms muss man wohl Fritz Langs "The Big Heat" (1953) ansehen. Als der von Glenn Ford gespielte Polizist erkennt, dass er keine Chance hat mit dem Verbrechen und der Korruption, die sich bis in die obersten Etagen der Stadtverwaltung ausdehnen, fertig zu werden, greift er zu Methoden, die sich von denen der Gangster kaum mehr unterscheiden. Um der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen, schreckt fünf Jahre später Orson Welles in "Touch of Evil" (1958) als schmieriger Polizeichef sogar nicht davor zurück Beweise zu fälschen.

Eine ungleich härtere Gangart schlägt dann Clint Eastwood in Don Siegels "Dirty Harry" (1971) an - einem Film, dessen Erfolg bis 1988 zu vier Fortsetzungen führte. Keine Helden sind diese Ermittler der 70er und frühen 80er Jahre, sondern gespaltene, beziehungsunfähige Männer. Verbissen verfolgt Gene Hackman als Doyle einen Drogenboss in William Friedkins "French Connection" (1971) und eine bestenfalls ambivalente Figur ist Mickey Rourkes rassistischer Stanley White in Michael Ciminos "Year of the Dragon" (1985).

Der Kampf gegen ein korruptes System treibt wiederum die Protagonisten von Sidney Lumets "Serpico" (1973) und "Prince of the City" (1981) in die Isolation. Nur Glück und Sentimentalität gibt es in diesem Genre nicht. Kaum eine zerrissenere Figur kennt die Filmgeschichte als Harvey Keitels Polizist in Abel Ferraras furiosem Psychogramm "Bad Lieutenant" (1982) und auch David Fincher zeigte in "Zodiac" (2007) wie die bedingungslose Vertiefung in einen Fall den Ermittler selbst auffrisst.

Neben diesen quälenden und düsteren Psychostudien bietet sich das Genre natürlich auch für spektakuläre Action-Filme an. John McTiernans "Die Hard"-Serie“ kann ebenso als Beispiel für diese Richtung genannt werden wie Richard Donners "Lethal Weapon"-Trilogie.

Andererseits kann auch ein sozialkritischer Aspekt mit den Ermittlungen verknüpft werden. So benützen Norman Jewison in "In the Heat of the Night" (1967) und Alan Parker in "Mississippi Burning" eine packende Krimihandlung um den latenten und offenen Rassismus in den amerikanischen Südstaaten zu thematisieren.

Seit Jonathan Demmes "The Silence of the Lamb" gewann mit der Jagd nach einem Serienkiller eine weitere Spielart dieses Subgenres an Gewicht. An einem Umstand hat sich aber nie etwas geändert: Fest in Männerhand ist der Polizeifilm sowohl hinsichtlich der Protagonisten als auch hinsichtlich der Regisseure und Kathryn Bigelows meisterhafter "Blue Steel" (1990) stellt hier eine große Ausnahme dar.

Ausschnitt aus "Dirty Harry IV (1983)"