Die neuen Jahreszeiten

Das Museum Franz Gertsch in Burgdorf präsentiert erstmals die zwei neuen Gemälde aus dem vierteiligen Jahreszeitenzyklus von Franz Gertsch: "Sommer" (2008/09) und "Winter" (2009). Die Ausstellung umfasst ausser den bisher vollendeten drei Jahreszeiten "Herbst" (2007/08), "Sommer" und "Winter" weitere Gemälde und Holzschnitte aus den Beständen der Stiftung Willy Michel sowie Leihgaben aus dem Privatbesitz von Franz und Maria Gertsch. Unter anderem sind das beeindruckende Triptychon "Schwarzwasser" (1991/92) und das "Diptychon" (1995) seit langem wieder zu sehen.

Franz Gertsch (*1930) malt die vier Jahreszeiten – die Idee zu diesem Gemäldezyklus entstand, als der Künstler bei der Durchsicht seiner Unterlagen auf die Fotografie eines herbstlichen Waldstückes stiess. Nach dieser Vorlage entstand der "Herbst" (2007/08). Die Wahrnehmung des Herbst, des ersten Gemäldes des Jahreszeitenzyklus, wird zum aufregenden Seherlebnis, bei dem die Aktivität des Betrachters gefragt ist. Um den Herbst als lichtdurchflutete, herbstlich getönte Waldlandschaft scharf zu sehen, muss der Betrachter weit zurücktreten. Doch gerade aus der Nähe fasziniert das Gemälde besonders, wird abstrakt und beginnt beinahe vor den Augen zu flimmern.

Auch der "Sommer" (2008/2009), der in kräftigem Grün leuchtet, hält jede Menge Entdeckungen für das Auge des Betrachters bereit. Das Gemälde erscheint zunächst flächig angelegt, das Dickicht des belaubten Waldstückes undurchdringlich. Jedoch ergibt sich hier bei näherer Betrachtung ein Sog in die Tiefe und die verschiedenen Zonen entfalten immer wieder neue Nuancen und Wirkungen.

Die Darstellung des "Winter" (2009) bedeutete für Franz Gertsch die grosse Herausforderung, zum ersten Mal Schnee zu malen. Bäume, Äste und Zweige, gestaltet mit fein schattierten Brauntönen, überziehen netzartig die Oberfläche des Werkes. Einige Äste tragen eine Schicht aus Schnee, die rechte untere Ecke erscheint zunächst ganz weiss. Betrachtet man das Gemälde aus der Nähe, wird das Gefühl des frisch gefallenen Schnees beinahe greifbar. Franz Gertsch ist es gelungen, mit feinsten Farbabstufungen die weisse Landschaft zu strukturieren und dem Betrachter die pudrig-zarten Eigenschaften des Schnees zu vergegenwärtigen.

Die Ausstellung im Museum Franz Gertsch umfasst ausser den bisher vollendeten drei Jahreszeiten die Gemälde "Gräser I" (1995/96), "Gräser II" (1996/97), "Gräser III" (1997) und "Gräser IV" (1998/99), die Frauenporträts "Johanna I" (1983/84) und "Silvia I" (1998), die Holzschnitte "Schwarzwasser I" (1990/91), Triptychon "Schwarzwasser" (1991/92), "Schwarzwasser II" (1993/94), "Diptychon" (1995) sowie weitere Landschaften und Frauenporträts im Holzschnitt.


Die neuen Jahreszeiten
12. September 2009 bis 28. März 2010