Die Moderne in den Bergen

Das Gerücht, in der Zwischenkriegszeit seien in der Schweiz aufgrund des 1915 vom Bund erlassenen "Hotelbauverbotes" praktisch keine neuen Hotels erbaut worden, erweist sich in Bezug auf Arosa als falsch. Der Kurort erlebte in der Zwischenkriegszeit eine gewaltige Bautätigkeit, die in ihrer Rigorosität beispielhaft ist.

Viele der geplanten und erstellten Hotels und Privathäuser waren radikal modern. Mit ihren am Neuen Bauen orientierten einfachen kubischen Formen und Flachdächern prägen sie das Dorfbild bis heute. Zum überwiegenden Teil wurden sie durch ortsansässige Architekten wie Jakob Licht, Alfons Rocco, Gebrüder Brunold und Ferdinand Zai entworfen und ausgeführt. Ein wichtiger Schritt in der Erschliessung des Orts war der Bau des Langwieser Viaduktes (1912–1914), der Arosa durch die Eisenbahn mit dem Rest der Welt verband und immer noch verbindet.

Mit den neuen Hotelbauten und dem Ausbau der Infrastruktur reagierte Arosa auf die ständig wachsende Zahl sportbegeisterter Touristen. Die 1920 gegründete Badegesellschaft erstellte eine grosszügige Badeanlage, in der schon bald Schwimmmeisterschaften stattfanden. Daneben wurde – dem Credo "Sonne, Licht, Bewegung" verpflichtet – unter fachkundiger Anleitung auch die "Körperkultur auf hoher Alp" praktiziert. Zu den Angeboten für Winteraktivitäten gehörten drei Skilifte, eine Bobbahn, eine Skisprung-schanze, ein grosses Eisfeld sowie der so genannte "Schneeteufel", ein patentierter Motorschlitten, der für den Winter-Taxidienst eingesetzt wurde. Das Selbstverständnis des Kur- und Wintersportortes wird im Werbeauftritt des Verkehrsvereines eindrucksvoll sichtbar. In der Aroser Plakatkunst der 1920er und frühen 1930er Jahre spiegeln sich die führenden künstlerischen Bewegungen jener Zeit.

Das Institut gta widmet dem Aufbruch Arosas in die Moderne zum ersten Mal eine umfassende Darstellung mit einer Buchpublikation und einer Ausstellung, welche an der ETH Zürich und in Arosa gezeigt werden wird. Kuratoren der Ausstellung sind Marcel Just und Christof Kübler, Zürich: Marcel Just (*1951). Freischaffend im Filmgewerbe. Bis 1987 Aufnahmeleitung, bis heute Regieassistent. Publizistische Tätigkeit im Bereich Architektur- und Kulturgeschichte. Sammler Moderne. Christof Kübler (*1956). Kunsthistoriker. Publizistische Tätigkeit im Bereich Kunst-, Architektur- und Kulturgeschichte. Seit 1996 Kurator für das 20. Jahrhundert am Schweizerischen Landesmuseum in Zürich.


Arosa - Die Moderne in den Bergen
24. Januar bis 21. Februar 2008