Bevor "Suite Française" ein Film wurde, war es ein Buch. Und so soll es sein – für mich – denn ihr, der Literatur gewähre ich den Vortritt. Es folgt der Literatur die Musik, und dann, erst dann, ist Platz für einen Film – vielleicht.
Nachdem ich die Musik des Films, dem das Thema des Buches zugrunde liegt, gehört habe, erwäge ich tatsächlich in’s Kino zu gehen. Es reicht mir in diesem Falle nicht zu lesen und zu hören, was Liebe, was Musik vermag, ich möchte es sehen. Die Ignoranz der Liebe ist beispiellos, wenn es um solche Dinge wie Hörigkeiten, also Staatsange- und andere Unge-hörigkeiten geht. Wahre Liebe pfeift auf Regeln, die Menschen sich auzudenken gedachten.
"Suite française" ist der Titel eines auf fünf Teile geplanten, aber unvollendet gebliebenen Romans von Irène Némirovsky, einer französischen Schriftstellerin mit ukrainisch-jüdischen Wurzeln. Nachdem sie nur zwei Teile des Romans fertiggestellt hatte ("Sturm im Juni" und "Dolce"), wurde sie im Juli 1942 als Jüdin in Pithiviers festgenommen und dann nach Auschwitz deportiert, wo sie am 19. August 1942 an Typhus starb.
Die beiden Töchter Denise und Élisabeth überlebten mit Hilfe von Freunden den Krieg, indem sie bis zur Befreiung und dem Kriegsende in Frankreich von Versteck zu Versteck flohen. Als sie nach dem Krieg ihre Großmutter, Fanny Némirovsky, die, von Irène gefürchtet und gehasst, die Okkupationszeit überlebt hatte, in ihrem großen Appartement in Nizza aufsuchten, um sie um Hilfe zu bitten, soll sie sie fortgeschickt und an ein Waisenhaus verwiesen haben.
Während dieser Zeit behielten die Schwestern in einem Koffer das letzte Manuskript ihrer Mutter bei sich. Jedoch glaubten sie, dass es sich dabei nur um Skizzen und Notizen handle. Erst nach dem Tod von Élisabeth 1996 stellte man fest, dass es sich um den unvollendeten Roman "Suite française" handelte. Von den fünf geplanten Teilen sind nur zwei entstanden. (Quelle: Wikipedia)
Wahrscheinlich ist es üblicherweise so, dass, nachdem man einen Film sah und die Musik gefiel, man sich den Soundtrack dazu kauft. Vermutlich wird stets, während man die Musik hört, sich an die dazugehörigen Szenen erinnert und das Gehörte entsprechend empfunden.
Wie ist es aber umgekehrt? Es wird in diesem, auf jeden Fall, beeindruckend sein. Dieser Soundtrack ist voller proffessionell arrangierter Emotionen. Nach den ersten Titeln ("Musik, Musik, Musik" /ich brauche keine Millionen ..., "Parlez-moi d"amour", "Das ist Berlin" oder "Bel Ami"/Track 5) wird es ernst, tief, spannend, beinahe unerträglich. Dann wiederum frage ich mich, wie in einer solch kriegerischen Zeit, Kompositionen, sanft und warm, zärtlich und friedlich, die Herzen der Menschen erreichen konnten.
Der Macht der Musik, und der Literatur, wird eben niemals ein Mensch wirklich etwas dagegen zu setzen haben – auch nicht mit Gewalt.
Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt