Die Lebendigkeit und Poesie der Straße

Die Ausstellung "Auf der Straße" im Kunstmuseum Liechtenstein beleuchtet, wie Künstler:innen seit den 1960er Jahren den öffentlichen Raum erkunden, befragen, sich aneignen und neue Bedeutungsräume eröffnen.

Straßen sind mehr als nur Transiträume. Sie sind Orte des öffentlichen Lebens, an denen Menschen flanieren, spielen, Kontakte knüpfen, arbeiten, Waren anbieten oder protestieren. Dennoch nehmen wir sie oft nur beiläufig wahr. Die Ausstellung lädt dazu ein, diese Räume neu zu entdecken - als Orte der Begegnung, des Austauschs und der Gemeinschaft, aber auch als Schauplätze des Protests, an denen Gefühle öffentlich und soziale Verhältnisse wie das Leben auf der Straße sichtbar werden. Wie beeinflusst der öffentliche Raum unser Denken, Handeln und Sein - und wie gestalten wir ihn durch unsere Präsenz aktiv mit?

Die Geschichte der Moderne ist eng mit dem "neutralen" Raum für Kunst - dem "White Cube" - verbunden. Doch gerade seit den 1960er Jahren brechen Künstler:innen bewusst mit diesem Konzept. Sie verlassen den geschützten institutionellen Rahmen und suchen die Straße - sei es als Ort für radikale und poetische Aktionen oder als Inspirationsquelle für ihre Werke. Diese Haltung hat nicht nur die Grenzen der Kunst, sondern auch das Verhältnis von privatem und öffentlichem Raum neu definiert. Die Ausstellung spürt diesen vielschichtigen Beziehungen nach - zwischen Kunst, öffentlichem Raum, musealer Praxis und dem Leben selbst.

In vier Themenräumen entfaltet die Ausstellung im Kunstmuseum Liechtenstein ein breites Spektrum künstlerischer Perspektiven. Kunstwerke von Pionier:innen der 1960er Jahre setzen jeweils den Ausgangspunkt.

Raum I: Auflesen: Sammeln, Auflesen und Spuren hinterlassen als poetische Reflexion existenzieller Handlungen im öffentlichen Raum.
Raum II: Gehen: Die Strasse wird zur Bühne, das Gehen zur künstlerischen Strategie und zur Metapher menschlicher Existenz.
Raum III: Maintenance (Wartung, Unterhalt): Fürsorge und Instandhaltung als unsichtbare, aber essenzielle Handlungen im öffentlichen Raum.
Raum IV: Protest und Leben auf der Strasse: Die Strasse als Ort des Widerstands, der Gefühle, der Migration, des Überlebens und der gesellschaftlichen Transformation. Besuchende sind eingeladen, durch die Ausstellungsräume zu flanieren, zwischendurch Platz zu nehmen und die Vielfalt der künstlerischen Positionen in ihrem Zusammenspiel zu erleben.

Mit Majd Abdel Hamid, Francis Alÿs, Ovidiu Anton, Joseph Beuys, Stanley Brouwn, André Cadere, Lottie Child, Damiano Curschellas und Wim De Pauw, Guy Debord, Sari Dienes, Tomislav Gotovac, Liesbet Hermans, Anna Jermolaewa, Corita Kent, Jiří Kovanda, Mierle Laderman Ukeles, Klara Lidén, Małgorzata Mirga-Tas, Martina Morger, Rivane Neuenschwander, Adrian Piper, Pope.L, Lotty Rosenfeld, Salon Liz (Anna Hilti / Stefanie Thöny / Anita Zumbühl), Agnès Varda, Steina und Woody Vasulka.

Auf der Strasse
11. April bis 31. August 2025
Vernissage: Donnerstag, 10. April 2025, 18 Uhr