Die Lautten Compagney, das Mosel-Musikfestival und...?

11. August 2010 Rosemarie Schmitt
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Die Lautten Compagney, das Mosel-Musikfestival, eine Nacht im Museum, und ich mittendrin! Ich versuche, meine Begeisterung nun mal in geordnete und für Sie verständliche Bahnen zu lenken. Mich, liebe Leser, kennen Sie ja nun bereits, und daß Klassikliebhaber bisher noch immer nichts von der Lautten-Compagney-Berlin gehört haben sollen, das kann ich mir nicht vorstellen.

Ende Juli wurde die Berliner Lautten Compagney für den "Echo"-Klassik 2010 prämiert. Der Preis wird in einer vom ZDF übertragenen Gala in der Essener Philharmonie am 17. Oktober 2010 verliehen. Die TV-Gala wird von Thomas Gottschalk moderiert werden. Und wenn Herr Gottschalk dem Leiter des Ensembles, Wolfgang Katschner, zur Gratulation die Hand schüttelt, werde ich sagen können: "mir hat Herr Katschner sie aber zuerst geschüttelt!" Aber dazu gleich mehr.

Kommen wir zunächst zum Mosel-Musikfestival, dem internationalen Musikfestival auf 150 Moselkilometern! Was der Intendant und Geschäftsführer Hermann Lewen hier seit nunmehr 25 Jahren (ich gratuliere recht herzlich!) auf die Beine stellt, verdient größten Respekt! Die Programmwahl, die Aufführungsorte-und Stätten dieses Festivals suchen Ihresgleichen. Herr Lewen und seine "Kompanie" beweisen unglaubliches Geschick, Talent und Fleiß. Beispielhaft hierfür war das Konzert der Lautten Compagney am 30. Juli im Rheinischen Landesmuseum in Trier! Da haben Sie etwas verpaßt, werte Leser. Ich erzähle Ihnen gleich mehr von diesem Erlebnis. Es wird Ihnen noch leid tun, nicht dabei gewesen zu sein!

Ein kleiner Trost vorab. Sie haben noch die Möglichkeit, bis kurz vor dem Weihnachtsfest das ein oder andere Konzert des Mosel-Musikfestivals 2010 zu besuchen. In Verbindung mit einer Urlaubsreise vielleicht? Als ein besonderes Geschenk zu einem besonderen Anlaß oder einfach nur, weil Sie es sich verdient haben. Statten Sie der ältestes Dame Deutschlands, denn Trier ist mehr als 2000 Jahre alt, bei der Gelegenheit doch einen Besuch ab. Besuchen Sie ein Konzert in alten römischen Gemäuern, Theatern, Museen, Palästen, Fabriken, Klöstern, Kirchen, Schlössern und Synagogen. Und wenn Ihnen dies alles nicht bequemt, wie wäre es dann mit einer schwimmenden Moselbühne? Zudem ist das elegante Ländchen Luxemburg gerademal einen Steinwurf von Trier entfernt. Daß dieses kleine Land tatsächlich mit Steinen beworfen wurde, ist mir nicht bekannt. Ich glaube, Grenzüberschreitungen dieser Art sind auch sehr unfein.

Wie wäre es denn mit Bett & Karte? Ach, schauen Sie am besten mal selbst unter www.moselmusikfestival.de nach. Ich muß nämlich jetzt weiter erzählen. Von meiner Nacht mit der Lautten Compagney im Museum. "Timeless", so lautet der Titel der CD, die ich schon seit einiger Zeit zu Hause habe und am liebsten höre, wenn ich schreibe, mich entspannen oder unterhalten möchte, wenn ich lese, mir nach Außergewöhnlichem der Sinn steht, mir nach barocker oder zeitgenössischer Musik zumute ist. Das alles zusammen geht nicht, ist doch schließlich keine "Kinderüberraschung"? Oh doch! Die Lautten Compagney beweist, daß dies alles zusammen möglich ist, und dabei verdammt gut klingt. Diese Musik ist die ungewöhnliche Begegnung barocker Kompositionen von Tarquino Merula und dem 1937 geborenen "Minimal-Music-Maker" Philip Glass.

Hand in Hand gehen diese Tonschöpfer mit der Lautten Compagney direkt übers Ohr mitten ins Herz. Und da bleibt diese Musik auch erst einmal. Und von wegen laute Kompanie! Sie können auch ganz leise. Wolfgang Katschner dirigiert seine Compagney so behutsam wie nötig und so stilsicher wie möglich durch die Epochen der Musikgeschichte. Ein spannendes und höchst interessantes und außergewöhnliches Hörerlebnis. Und jetzt stellen Sie sich mal vor, Sie dürfen dies alles nicht nur hören, sondern auch sehen! Und das an einem so wunderbaren Veranstaltungsort (ich glaube heute sagen viele Location dazu) wie dem Rheinischen Landesmuseum in Trier. Und als ob dies noch nicht Genuß genug wäre, kommt wieder der Intendant des Mosel-Musikfestivals Hermann Lewen ins Spiel, setzt noch einen drauf und erklärt diese Aufführung zum Wandelkonzert.

Glauben Sie mir, es ist das erste Mal, daß ich mir bei einem Konzert Blasen gelaufen habe. Und dabei waren meine Schuhe nicht einmal so neu. Bezeichnend für ein Wandelkonzert ist, daß sich die Zuhörer zwischen den einzelnen Darbietungen des Orchesters frei bewegen können. Es wird also gewandelt. In diesem spezielle Falle war es das reinste Lustwandeln (bis ich zu später Stunde dann Blasen an den Fersen hatte). Doch selbst das konnte meine Begeisterung nicht schmälern. Daß sowohl das Orchester, als auch der Veranstalter und die beiden "Kompanie-Chefs" Herrmann Lewen und Wolfgang Katschner eine immense Affinität zur Musik hegen, hörte und spürte man ganz deutlich. Es war eine Veranstaltung, bei der einfach alles passte. Es war ein Zusammentreffen sympathischer, interessanter Menschen, denen eines ganz gewiß gemeinsam ist; die Liebe zur Musik. Doch wenn ich mir eine winzige Kleinigkeit wünschen dürfte, so wäre dies, daß nicht nur die Veranstalter und die Musiker, sondern auch alle Besucher dem Anlaß angemessene Abendgarderobe tragen würden. Für mich ist festliche Kleidung auch ein Zeichen von Wertschätzung und Respekt. Etwas ganz Besonderes eben. Und das war dieser Abend ohne Frage!

Sehen Sie, ich sagte ja gleich, es würde Ihnen leid tun, nicht dabei gewesen zu sein! Aber es bleibt Ihnen ja immer noch, die CD "Timeless" der Lautten Compagney Berlin zu hören. Und wenn Sie das nicht tun, sind Sie es selber Schuld! Das Mosel-Musikfestival dauert in diesem Jahr noch bis zum 19. Dezember, dann verabschieden sich die German-Brass mit einem Weihnachtskonzert in der ehemaligen Abteikirche St. Maximin in Trier. Außerdem lädt die alte Dame Trier um diese Zeit, wie in jedem Jahr, zu einem der wundervollsten Weihnachtsmärkte Deutschlands ein.

Also, wir sehn uns bei einem der Konzerte der Lautten Compagney Berlin oder des Mosel-Musikfestivals in diesem oder einem der kommenden Jahre! Und behaupten Sie nicht, ich hätte es Ihnen nicht gesagt!

Herzlichst,
Ihre Rosemarie Schmitt