27. August 2020 - 8:58 / Literatur / Sammlung 

Mit über 250 Kunstwerken von musealem Rang, darunter Gemälde, Skulpturen, Plastiken, Fotografien, Material-, Licht- und kinetische Objekte, gehört die Hilti Art Foundation zu den renommiertesten Privatsammlungen im deutschsprachigen Raum. Seit über fünf Jahren zieht sie Kunstfreunde aus aller Welt in ihr eigenes Ausstellungsgebäude, das dem Kunstmuseum Liechtenstein angegliedert ist. Nun werden ihre Kunstwerke in umfassender Buchform präsentiert. In zwei hochwertigen und bildgewaltigen Bänden wird dabei das gesamte Spektrum der Sammlung abgebildet: hochkarätige Kunst von der klassischen Moderne bis zur Gegenwart.

Der bereits im Herbst 2019 erschienene Band 1 umfasst insgesamt 80 Kunstwerke der klassischen Moderne von 1880 bis 1950. Ein Zeitraum, in dem die Entgrenzung natur- und geisteswissenschaftlicher Kenntnisse sowie die Beschleunigung des Fortschritts in Wirtschaft, Technik und Verkehr zu einem völlig neuen Welt- und Wirklichkeitsverständnis führten und die Künstler zu radikalen Reaktionen herausforderten und mit neuen Gestaltungs- und Ausdrucksformen experimentieren liessen. Auch die fundamentale Erfahrung von Krieg und Leid in der 1. Hälfte des 20. Jahrhunderts spiegelt sich in der Kunst dieser Zeit wider.

Band 1 beginnt mit Werken von Georges Seurat, Paul Gauguin und Medardo Rosso, in denen der Impressionismus nachhallt. Der Band endet um 1950 mit Künstlern wie Alberto Giacometti, Jean Dubuffet, Wols und Willem de Kooning, in deren Werken die beiden Strömungen der klassischen Moderne – das Figurative und das Abstrakte – fortwirken und letzlich zu einem Abschluss kommen. Schwerpunkte bilden in diesem Band zudem Künstler des Kubismus, Futurismus, Expressionismus und Surrealismus. Jeweils mit mehreren Werken sind Pablo Picasso, Paul Klee, Ernst Ludwig Kirchner, Max Beckmann und Alberto Giacometti vertreten.

Der soeben erschienene Band 2 schliesst zeitlich an Band 1 an und umfasst insgesamt 120 ausgewählte Kunstwerke von Mitte des 20. Jahrhunderts bis zur Gegenwart. Sie ergeben in inhaltlicher wie auch in ästhetischer Hinsicht ein vielfältiges und offenes Gesamtbild, was zum einen in der schier grenzenlosen Unüberschaubarkeit des Kunstschaffens nach 1950 selbst begründet liegt, zum anderen aber auch in dem breit gefächerten Interesse der Sammler.

Zwei dominierende Charakteristika kennzeichnen den Band: das Konkret-Konstruktive und das Stofflich-Malerische. Entsprechend setzen darin Künstler wie Max Bill, Verena Loewensberg, Gottfried Honegger, Alexander Calder, Keith Sonnier, Imi Knoebel, Gotthard Graubner, Sean Scully, Hanns Kunitzberger und Callum Innes besondere Akzente. In Ergänzung dazu beinhaltet Band 2 auch Werke von Josef Albers, Lucio Fontana, Jan Schoonhoven, Günter Fruhtrunk, François Morellet, Yves Klein, Piero Manzoni, Günter Uecker, Klaus Staudt und Gerhard von Graevenitz. Der grundsätzlich gegenstandslosen Welt dieser Künstler steht mit den Fotografien von Thomas Struth die sichtbar reale Welt gegenüber, Bilder der Natur, der Zivilisation und der Technik.

Wer sich dafür interessiert, wie solch eine private Kunstsammlung zustande kommt, findet im Geleitwort von Michael Hilti, dem Präsidenten der Stiftung, eine Antwort. Bereits in seinem Elternhaus wurde Kunst gekauft – "einfach aus der Freude heraus, mit Kunst zu leben". Nach dem Tod des Vaters beschlossen die Erben, die Werke nicht untereinander aufzuteilen, sondern als Grundstock für eine Familiensammlung zu nutzen. Und sie führen das Vermächtnis des Vaters fort. Der langfristig angelegte Aufbau einer Sammlung begann 1998 mit Gründung der Hilti Art Foundation. Die Kunstsammlung dient seither nicht nur dem Privatgenuss, sondern bekundet darüber hinaus den Wunsch, durch Kunst auf die besten Eigenschaften einer Gesellschaft und das kreative Potential der in ihr lebenden Menschen hinzuweisen.

Passend zum fünfjährigen Jubiläum läuft aktuell noch bis zum 11. Oktober 2020 die fünfte Ausstellung mit 33 Kunstwerken in einer epochenübergreifenden Zusammenstellung unter dem Titel "Epidermis – Conditio humana – Kosmos".

Band 1 – Kunst der klassischen Moderne 1880–1950
Herausgeber: Hilti Art Foundation
Autoren: A. Schneider, U. Wieczorek
Verlag: Hirmer, München
Umfang: 235 Seiten, ca. 90 Abbildungen in Farbe
Format: 23,5 x 30 cm
Sprache: erhältlich in Deutsch und Englisch
Preis, ca.: CHF 54.90 / EUR 45.– (Preise variieren je nach Bezugsort und Wechselkurs)

Band 2 – Kunst von 1950 bis heute
Herausgeber: Hilti Art Foundation
Autoren: J. Ryff, A. Schneider, U. Wieczorek
Verlag: Hirmer, München
Umfang: 355 Seiten, ca. 180 Abbildungen in Farbe
Format: 23,5 x 30 cm
Sprache: erhältlich in Deutsch und Englisch
Preis, ca.: CHF 54.90 / EUR 45.– (Preise variieren je nach Bezugsort und Wechselkurs)

Erhältlich über den Museums-Shop des Kunstmuseum Liechtenstein und im Buchhandel.

Hilti Art Foundation
im Kunstmuseum Liechtenstein
Städtle 32
FL - 9490 Vaduz

W: https://www.hiltiartfoundation.li

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Hilti Art Foundation, Band 2
Hilti Art Foundation, Band 2
Dr. Uwe Wieczorek, Kurator der Hilti Art Foundation, und Michael Hilti, Präsident der Hilti Art Foundation, mit den zwei Bänden des Sammlungskatalogs, Foto: Sandra Maier
Dr. Uwe Wieczorek, Kurator der Hilti Art Foundation, und Michael Hilti, Präsident der Hilti Art Foundation, mit den zwei Bänden des Sammlungskatalogs, Foto: Sandra Maier