Die grossen Panoramen des Giovanni Giacometti

Ausgangspunkt der Sommerausstellung im Bündner Kunstmuseum ist das vierteilige Engadin–Panorama von Giovanni Giacometti, das sich neu wieder als Dauerleihgabe im Kunstmuseum befindet.

Der Künstler wurde durch Giovanni Segantini in das grosse Panorama-Projekt für die Pariser Weltausstellung 1900 involviert und hat nach dem Scheitern dieser Idee selbst verschiedene Panoramen gemalt: Nach dem Panorama von Muottas Muragl (1898) hat Giovanni Giacometti eine Ansicht der Oberengadiner Landschaft mit dem mächtigen Hotel Palace von Maloja gemalt (1899) und als Abschluss dieser repräsentativen Auftragsbilder das bekannte Triptychon für das Hotel Waldhaus in Flims (1904). Diese drei Gemälde setzen einen fulminanten Auftakt zu Beginn der Karriere von Giovanni Giacometti und machen deutlich, wie der Maler seinen eigenen Weg einzuschlagen beginnt und seinen charakteristischen Malstil findet.

In der Ausstellung können diese Werke erstmals gemeinsam betrachtet werden und es wird erfahrbar, wie sich ein hochrangiger Künstler einem besonderen Thema widmet, das auch kulturhistorisch bedeutsam ist und in der Zeit touristische Ideen beförderte. Die Ausstellung und der aus diesem Anlass erscheinende Katalog mit Beiträgen von Stephan Kunz, Paul Müller und Cordula Seger würdigen einerseits die künstlerische Leistung von Giovanni Giacometti und beleuchten anderseits interessante Auftragsgeschichten zu jedem einzelnen Bild. Dass eine dieser Geschichten wieder zurück zu den Bauherren der Villa Planta führt, in der sich heute das Bündner Kunstmuseum befindet, macht die Ausstellung an diesem Ort besonders sinnvoll.

Giovanni Giacometti wurde 1868 in Stampa geboren. Vetter zweiten Grades des Malers Augusto Giacometti. Verheiratet mit Annetta Giacometti. Vater von Alberto, Diego, Ottilia und Bruno Giacometti. Nach dem Besuch der Kantonsschule in Chur entschliesst er sich 1886 in München Malerei zu studieren. Begegnet 1887 in München Cuno Amiet, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verbindet. Die Internationale Kunstausstellung im Münchner Glaspalast 1888 vermittelt entscheidenden Eindruck von französischer Pleinair-Malerei und veranlasst die Übersiedlung nach Paris. Studium an der Académie Julian, Atelier- und Wohngemeinschaft mit Cuno Amiet. Die Sommermonate verbringen die beiden in Solothurn und Stampa. 1894 entscheidende Begegnung mit Giovanni Segantini in Maloja. Mit Ferdinand Hodler und Cuno Amiet stellt Giovanni Giacometti 1898 im Zürcher Kunsthaus aus. 1899 trifft der Tod Segantinis den Menschen Giacometti hart, dem Künstler eröffnet es neue Wege. Giovanni Giacometti beteiligt sich 1908 an der "Brücke" Ausstellung im Salon Richter in Dresden. Es folgen zahlreiche Einzelausstellungen und Ausstellungsbeteiligungen und erste internationale Erfolge. Als Giovanni Giacometti 1933 stirbt, ist er ein etablierter, national gefeierter Maler.

Giovanni Giacometti. Die grossen Panoramen
5. Juni bis 29. August 2021