Wie die Farbe in die Fotografie kam, versucht die Ausstellung in der Albertina Modern anhand von Werken aus der Fotosammlung der Albertina zu beantworten.
Der Wunsch nach Farbe im Foto beherrschte die Welt der Fotografie von Anfang an. Die Ausstellung "Farbe in der Fotografie von 1849 bis 1955" zeichnet die Entwicklung der Farbfotografie von den ersten experimentellen Techniken im 19. Jahrhundert bis hin zur alltäglichen analogen Farbfotografie nach. Schon in der Frühzeit der Fotografie wurden Daguerreotypien und Salzpapierabzüge von Hand koloriert, um farbige Bilder zu erzeugen. Zur breiten chromatischen Vielfalt der Fotografien des 19. Jahrhunderts trugen auch die monochromen Pigmentpapiere bei, die sich bis in die 1890er Jahre großer Beliebtheit erfreuten.
Ein erstes erfolgreiches, aber einem exklusiven Kreis vorbehaltenes Farbverfahren wurde 1891 vorgestellt. Die brillanten Aufnahmen im sogenannten Interferenzfarbverfahren basieren auf dem physikalischen Prinzip der stehenden Wellen, das uns auch farbige Reflexionen in Seifenblasen sehen lässt. Die Unikate aus der Sammlung der Albertina bilden einen einzigartigen Schwerpunkt. Einen radikalen Umbruch in der Bildkultur brachte das 1907 eingeführte Autochromverfahren, das auch für Amateure praktikabel war und seinen Erfindern, den Brüdern Lumière, zu großem kommerziellen Erfolg verhalf. Es wurde jedoch als Glasdiapositiv hauptsächlich für die Projektion verwendet. Parallel dazu wurden um 1900 Edeldruckverfahren entwickelt, die mit Hilfe von Farbpigmenten mehrfarbige Bildlösungen erzeugten. Sie entsprachen dem künstlerischen Anspruch der Piktorialisten und waren in den großen Fotoateliers bis in die 1930er Jahre üblich. Gleichzeitig gelang es um 1900, mit verschiedenen Dreifarbenverfahren Papierabzüge herzustellen, die noch einen mehrstufigen Herstellungsprozess erforderten.
Der Durchbruch zu einer einfach zu handhabenden und damit massentauglichen Farbfotografie gelang 1936 der Firma Kodak in den USA und kurz darauf der Firma Agfa in Deutschland, als sie die ersten Kleinbildfarbdiafilme auf den Markt brachten. Sukzessive verbesserte Produkte, die sich nach dem Zweiten Weltkrieg durchsetzten, revolutionierten in den folgenden Jahrzehnten den Einsatz der Farbfotografie. Der Siegeszug der Farbe in der Fotografie war nicht mehr aufzuhalten.
Die Ausstellung gibt einen Einblick in die reichen Bestände der Fotosammlung der Albertina, deren historischer Teil auf die Sammlung der Höheren Graphischen Bundes- Lehr- und Versuchsanstalt in Wien zurückgeht. Die Ausstellung zeigt das große öffentliche Interesse, die stetige Weiterentwicklung und die vielfältigen Anwendungsbereiche der historischen Farbfotografie. Darüber hinaus werden die Auswirkungen der populären Farbverfahren auf die Bildkultur des frühen 20. Jahrhunderts thematisiert.
True Colors
Farbe in der Fotografie von 1849 bis 1955
24. Jänner 2025 bis 21. April 2025