Die Dualität der Topografie

Die „Dualität der Topografie“ in der Kunst ist Thema der 13. Ausgabe des Formates „Auf Einladung“ im QuadrArt Dornbirn. Diese bezieht sich auf die unterschiedliche Ebenen und Perspektiven, die in der Darstellung von Landschaften und/oder Räumen zum Ausdruck kommen.

Oft wird zwischen der physischen Topografie, also der tatsächlichen geographischen Beschaffenheit eines Ortes und der emotionalen oder symbolischen Topografie unterschieden, die die subjektiven Erfahrungen und Interpretationen des Künstlers oder Betrachters widerspiegelt.

In vielen Kunstwerken wird die reale Umgebung nicht nur als Kulisse genutzt, sondern auch als Träger von Bedeutungen und Emotionen. Diese Dualität ermöglicht es Künstlern, komplexe Beziehungen zwischen Mensch und Natur, zwischen Raum und Identität zu erforschen. So kann eine Landschaft sowohl als schöner Ort der Ruhe, als auch als Symbol für innere Konflikte oder gesellschaftliche Themen interpretiert werden.

Ein Grund mit, warum Künstler im Allgemeinen und Margit Denz-Strolz, Katja Dronova,
Gernot Riedmann und Rudl Lässer im Speziellen diese Dualität nutzen, um den Betrachter zum Nachdenken anzuregen und verschiedene Perspektiven auf die Welt zu eröffnen. Die Auseinandersetzung mit der Topografie kann somit sowohl eine physische als auch eine psychologische Dimension haben, die die Vielfalt menschlicher Erfahrungen widerspiegelt.

Seit mehr als drei Jahrzehnten erforscht die Dornbirner Künstlerin Margit Denz-Strolz die Symbiose zwischen Form und Materie.
Ihre Skulpturen, aus Schamott-Steinzeug geformt und bei hoher Hitze gebrannt, verkörpern eine Auseinandersetzung mit der Existenz selbstredend. Jede Skulptur, ein Unikat, entführt den Betrachter in eine Dimension in der die Grenzen zwischen organischen und abstrakten Formen verschwimmen.
 Die Arbeiten, sie erinnern an Mikroorganismen, haben imponierende Ausmaße. Mit einer Länge von bis zu 150 cm und einem Durchmesser von circa 80 cm entfalten Sie eine Präsenz, die sowohl ergreifend als auch herausfordernd ist.
Die Oberflächen der Arbeiten leben durch das Spiel aus Rhythmus und Textur, dazu verleiht die matte Champagner-Weiß-Glasur den Arbeiten eine subtile Eleganz.
Insgesamt sind die Skulpturen von Margit nicht nur Objekte zum Betrachten, sondern entfalten eine tiefgründige Ausdrucksform, die die Verbindung zwischen Kunst, Natur und menschlicher Erfahrung zelebrieren. Jedes Stück ist ein Manifest der Dualität von Stabilität und Vergänglichkeit, ein Dialog zwischen Materie und Geist, der dazu anregt, über die Grenzen des sichtbaren hinaus zu denken.

Die in Moskau geborene, aus einer großen Künstlerfamilie stammende und an dem renommierten Surikov-Institut ausgebildete Katya Dronova ist eine sehr talentierte Malerin, die mit ihren teilweise surrealen Landschaftsbildern, eine faszinierende Welt erschafft.
Ihre Werke zeichnen sich durch lebendige Farben und traumhafte Kompositionen aus, die oft eine Mischung aus Realität und Fantasie darstellen. In Katya´s Bildern verschmelzen natürliche Elemente mit fantastischen Motiven, wodurch eine Atmosphäre entsteht, die sowohl beruhigend als auch herausfordernd ist.
Die Landschaften scheinen aus einem Traum zu stammen, in dem die Grenzen zwischen Himmel und Erde verschwommen sind. Bäume, Berge, Gärten, Gewässer oder Gebäude werden in unerwarteten Formen und Farben dargestellt, was den Eindruck erweckt, als ob die Natur selbst in einem kreativen Prozess gefangen ist.
Ein zentrales Merkmal ihrer Kunst ist dazu die Fähigkeit, Emotionen und Stimmungen durch die Verwendung von Licht und Schatten zu vermitteln. Oft spielen mystische Nebel und strahlende Sonnenstrahlen eine wichtige Rolle, um eine tiefere Verbindung zwischen dem Betrachter und der dargestellten Szene herzustellen.
Katjas Werke laden dazu, ein, inne zu halten und die eigene Vorstellungskraft zu entfalten, während man in die surrealen Welten eintaucht, die sie erschaffen hat.
Insgesamt sind Katyas Arbeiten nicht nur eine Augenweide im wahrsten Sinne des Wortes, sondern auch eine Einladung, die Grenzen der Realität zu hinterfragen und die Schönheit des Unbekannten zu erkunden

Zu sehen in der Ausstellung sind außerdem Skulpturen und Objekte aus dem Ahnenzyklus von Gernot Riedmann. Ein faszinierendes Konzept, das sich mit der Bedeutung von Ahnenfiguren und Ahnentafeln beschäftigt.
Riedmann untersucht in seinen Kunstwerken wie diese Elemente in verschiedenen Kulturen und Traditionen eine Rolle spielen und welch tiefe symbolische und spirituelle Bedeutung sie haben.
Ahnenfiguren sind meist künstlerische Darstellungen von Vorfahren, die dazu in vielen Kulturen verehrt werden. Sie dienen nicht nur als Erinnerungsstücke, sondern auch als Verbindung zwischen den Lebenden und Verstorbenen. Die Figuren werden bei Ritualen verwendet, um unter anderem Respekt und Dankbarkeit gegenüber den Ahnen auszudrücken und deren Weisheit und Schutz zu erbitten.
Ahnentafeln sind außerdem genealogische Darstellungen, die die Abstammungslinien einer Familie aufzeigen. Sie sind nicht nur ein Werkzeug zur Dokumentation der Familiengeschichte, sondern auch ein Mittel, um die Identität und das Erbe einer Person zu verstehen.
In vielen Kulturen werden Ahnentafeln als wichtiges Symbol für die Verbindung zur eigenen Geschichte und den Vorfahren angesehen. So auch bei Riedmann, wie er auf Befragen äußerte!
Gernot´s Ahnenzyklus lädt dazu ein insbesondere über die Rolle der Ahnen in unserem Leben nachzudenken und die Verbindung zu unseren Wurzeln zu erkunden. Es ist ein Aufruf die Weisheit und die Lehren unserer Vorfahren zu würdigen und die Bedeutung von Tradition und Geschichte in der modernen Welt zu erkennen. 

Rudl Lässer, der verantwortliche Kurator dieser 13. Ausgabe „Auf Einladung“, ist bekanntermaßen ein außergewöhnlicher Aquarellist und Maler, dessen Landschaftsbilder eine einzigartige und meist expressionistische Perspektive auf die Natur bieten.
Seine Werke zeichnen sich durch lebendige Farben und dynamische Formen aus, die den Betrachter in eine, besser seine Traumwelt entführen.
Dies gelingt ihm besonders eindrucksvoll mit seinen neueren, abstrakten Landschaftsbildern.
In diesen Arbeiten verschmelzen verschiedene Elemente der Landschaft, wie Himmel, Erde und Wasser, zu einer harmonischen Komposition, die sowohl Ruhe als auch Bewegung ausstrahlt. Die Verwendung von kräftigen, teilweise brachial und trotzdem gekonnt aufgetragenen Pinselstrichen und experimentellen Techniken verleiht seinen Arbeiten eine spürbare Energie und gleichzeitige Intuition.
Rudl´s Kunst hinterfragt die gewohnte Wahrnehmung und fordert den Betrachter auf, eigene Interpretationen der dargestellten Szenen zu entwickeln und sich auf Emotionen einzulassen, die bei der Reflexion hervorgerufen werden.
 Ähnlich wie bei Katja Dronova sind Rudl Lässer´s abstrakte Landschaftsbilder, nicht nur eine visuelle Freude, sondern auch eine Einladung, die Schönheit und die Komplexität der Natur, auch wenn sie sich ungegenständlich darstellt, auf eine neue, kreative Weise zu entdecken.
(Erhard Witzel)

Auf Einladung #13 - „Die Dualität der Topografie“
Margit Denz-Strolz, Katja Dronova, Gernot Riedmann und Rudl Lässer
24. Mai bis 26. Juli 2025
Kurator: Rudl Lässer, Dornbirn
Vernissage: Samstag, 24. Mai 2025, 17.00 bis 19.00 Uhr
Finissage: Sonntag, 27. Juli 2025, 11 Uhr – Ein „besonderes“ Künstler:Innengespräch
geöffnet bis 2. Juli 2025: Do bis Sa 16-18 Uhr, danach jederzeit nach Vereinbarung