Die Domenig'sche Architekturskulptur

Es war Anfang der 1980er-Jahre als Günther Domenig das Hochbau Institut an der Technischen Universität Graz übernahm. Zu den spektakulären Lectures mit internationalen Gästen wie Zaha Hadid, Coop Himmelb(l)au mit "Architektur muss brennen" und der Entzündung des Flügels im Universitätshof etc. pilgerten wir alle, Hermann Czech verwies mich als zwar eifrige Studentin aber stillende Mutter samt Baby einmal sogar aus dem Hörsaal ... und die Vision vom Steinhaus auf Domenigs privaten Ufergrundstück am Ossiacher See verfolgten wir von Beginn an ebenfalls gebannt. Es sollte sein Opus magnum sein und er plante bzw. baute bis 2008 (vier Jahre vor seinem Tod) daran.

"Aus dem Boden wachsen Hügel, aus denen Felsen brechen. Durch die Schlucht getrennt. Felsen aus Metall, Hügel aus Mauern, durchdrungen von Räumen und Wegen, unter das Wasser reichend." (Günther Domenig) Eine Bauwerksbeschreibung fällt schwer, man muss es sehen, erleben und erfasst es dennoch nicht. Ein Versuch: 850 m² Nutzfläche auf sechs Geschoßen, zwei davon bohren sich in den Untergrund, eine gläserne Wassersäule zeigt den Grundwasserstand an. Ost- und Westflügel geteilt durch einen tiefen Riss, eingefügt ein Stahl-Glaswürfel, von hier dekonstruktivistische Treppenverzweigungen in die oberen Räume. Ja, es gibt Zimmer – zum Arbeiten, zum Schlafen und auch das Bad. Expressionistisch in den Außenraum greifend die Stege, Wege, Übergänge. Die Landschaftsarchitektur mit schwarzem Geröllhügel kam ab 1996 dazu. "Der eine Ort, eine bizarre, gebirgige Gegend. Berge, Felsen, Übergänge vom Bewuchs zum Stein. Alte Architekturen passen sich an Steilheit und Schwere der Landschaft an. Harte existenzielle Bedingungen. Der andere Ort, am See. Die Landschaft offen, weich. Alte Heimatarchitekturen zerstört."

Heute ist das Steinhaus Werkstätte für Architektur und interdisziplinäre Experimente. Die Veranstaltungen dort sind außergewöhnlich, die Räumlichkeiten fordern das wohl. Und ich finde es gut, dass in den Sommermonaten für die Besichtigung dieser exzeptionellen Architektur wie in Kunsthäusern auch Eintritt verlangt wird und dass diese Ikone seit 2012 unter Denkmalschutz steht.