Die DNA von DSK

5. September 2011 Kurt Bracharz
Bildteil

Das 25-seitige Schreiben der New Yorker Staatsanwälte, in dem sie erklären, warum sie die Anklage gegen Dominique Strauss-Kahn fallen ließen, enthält auch die Ergebnisse der Analyse der Flecken von Körperflüssigkeiten im Zimmer 2806 des Sofitel-Hotels. Es gab fünf Flecken auf dem Teppich und einen sechsten an der Tapete. Ein Fleck enthielt – erwartungsgemäß – DNA von Dominique Strauss-Kahn (Sperma) und von Nafissatou Diallo (Speichel).

Vier weitere Flecken gingen auf vier unbekannte Samenspender zurück, der sechste war eine Mischung aus Sperma und Speichel von drei Männern (was einen über die möglichen Varianten der zu Grunde liegenden Sexualpraktik nachdenken lässt).

Das New Yorker Sofitel-Hotel ist keine Absteige mit Kontakthof, Dominique Strauss-Kahns Suite kostete 3000 Dollar pro Tag. Wer für einen solchen Preis bessere hygienische Zustände erwartet, ist vielleicht ein wenig naiv, was die Säuberungsmöglichkeiten in Hotelzimmern nach Gästen, die den Kleenex-Gebrauch verweigern, betrifft: Man kann die Teppiche ja nicht nach jedem Gast herausreißen. Eine TV-Recherche in Luzerner Vierstern-Hotels vor ein paar Jahren brachte zwar weniger sexual-konnotierte, aber auch nicht viel appetitlichere Ergebnisse in den Badezimmern und bei den Matratzen.

Eine andere Möglichkeit wurde in der Berichterstattung über die DSK-Affäre nur angedeutet, die Vermutung nämlich, die Zimmermädchen dieses Hotels böten generell den Gästen sexuelle Dienstleistungen an. Man kann sich vorstellen, wie die Gewerkschaft des Hotelpersonals darauf reagiert hätte, wenn dieser Hinweis nicht nur beiläufig in einen Nebensatz eingeflochten worden wäre. Es wäre aber eine einleuchtende Erklärung dafür, wie Domique Strauss-Kahn in die Bredouille geraten ist, nämlich nicht als Vergewaltiger (bei Fellatio durch eine erwachsene Frau ohnehin eher zweifelhaft), sondern als Nuttenpreller (vielleicht angesichts einer überhöhten Forderung, der Ex-Chef des Internationalen Währungsfonds kennt sich ja in Geldfragen aus).