Als Gustav Klimt im Februar 1918 im Alter von nur 55 Jahren unerwartet starb, befanden sich noch unvollendete Gemälde in seinem Atelier. Dazu zählt auch das heute unter dem Titel „Die Braut“ bekannte Werk, das eine junge Frau, umgeben von sinnlich verschlungenen, teils nackten Körpern, zeigt.
Der einprägsame Titel tauchte erst ein Jahr nach dem Tod des Künstlers in einer Kunstzeitschrift auf. Das Bild zählt zu den faszinierendsten und zugleich rätselhaftesten Gemälden von Gustav Klimt. Die Ausstellung im Oberen Belvedere in Wien widmet sich nicht nur dem Kunstwerk selbst, sondern auch seinem Entstehungskontext. Sie fokussiert sich auf Klimts legendäres Atelier in der Feldmühlgasse in Wien-Hietzing und präsentiert zahlreiche Zeichnungen und Skizzen sowie neueste kunsttechnologische Untersuchungen.
Spätestens im Jahr 1917 begann Klimt mit der Arbeit an dem großformatigen Gemälde. Nach seinem Tod blieb das Werk unvollendet in seinem Atelier zurück. Dieses spielte als Inspirations- und Rückzugsort eine zentrale Rolle in Klimts letzten Lebensjahren. Stimmen ausgewählter Wegbegleiter:innen vermitteln persönliche Eindrücke von diesem Arbeitsort sowie von Klimt als Mensch und Künstler. Neben Berichten der Maler-Kollegen Egon Schiele und Felix Albrecht Harta, Erzählungen des Literaten Arthur Schnitzler und des japanischen Malers Kijiro Ohta werden auch Mitteilungen der von Klimt porträtierten Friederike Maria Beer oder der Mäzenin Eugenia Primavesi vorgestellt.
Gustav Klimt hatte dem unvollendeten Werk auf seiner Staffelei noch keinen Titel gegeben. Im Zentrum des Gemäldes ist eine gänzlich in Blau gehüllte junge Frau zu sehen, die ihren Kopf verträumt in Richtung des Mannes links im Bild neigt. Dieser ist umgeben von sinnlich verschlungenen Körpern. Zwischen den farbenprächtigen Stoffen ist auch ein schlafendes Baby zu erkennen. Der Blick des Mannes gilt jedoch ausschließlich der Frau an seiner Seite. Der Frauenakt rechts im Bild ist unvollendet. Anhand verschiedener Vorzeichnungen sucht der Künstler nach der idealen Position des Kopfes. Das vielfigurige Bild gibt bis heute Rätsel auf. Thematisiert Klimt (unerfülltes) männliches Begehren? Oder ist sein Werk ein Sinnbild für den Übergang der Frau vom kindlichen ins erwachsene Leben bis hin zur Mutterschaft? In diesem großen allegorischen Werk stellt Klimt zum letzten Mal die Beziehung zwischen Mann und Frau dar.
Eine Reihe von Bleistiftzeichnungen zeigt die sorgfältige Vorbereitung der einzelnen Figuren für „Die Braut”. Studien zum Gemälde finden sich auch in Klimts letztem Skizzenbuch, das nun erstmals umfassend der Öffentlichkeit präsentiert wird. Zudem ist ein weiteres wichtiges Spätwerk Klimts zu sehen: Adam und Eva aus der Sammlung des Belvedere.
Schließlich beleuchtet die Ausstellung auch die Geschichte von „Die Braut”. Wer waren die Besitzer:innen, wann und wo wurde das Werk ausgestellt? Zugleich werden die Ergebnisse kunsttechnologischer Untersuchungen präsentiert, die kürzlich am Gemälde vorgenommen wurden.
Im Blick: Gustav Klimt. Die Braut
15. Mai bis 5. Oktober 2025