Wasserknappheit, Dürren, die Verschmutzung von Gewässern, Ozeanen und Grundwasser, Überflutungen, gestörte Wasserkreisläufe und der Rückgang der Artenvielfalt sind nur einige der Gesichter der globalen Wasserkrise, die zum Teil dramatische Ausmaße annimmt.
Obwohl Wasser ein Menschenrecht ist, haben laut Angaben der Vereinten Nationen etwa zwei Milliarden Menschen weltweit keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser und 3,5 Milliarden müssen ohne sanitäre Grundversorgung auskommen.
Als eine der ersten groß angelegten musealen Auseinandersetzungen mit diesem drängenden Thema rückt die Ausstellung im Museum für angewandte Kunst (MAK) das vielseitige Element Wasser in den Fokus und zeigt die Rolle von Design bei der Gestaltung einer nachhaltigen Wasserzukunft auf.
Das multidisziplinäre Projekt ist eine Kooperation des MAK mit dem Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg (MK&G) und Jane Withers Studio, London, und vereint Kunst, Design, Architektur und Wissenschaft im Bestreben, mit visionären Konzepten zur Bewahrung, nachhaltigen Nutzung und gerechten Verteilung von Wasser beizutragen. Zahlreiche innovative Objekte und Installationen zeigen Wege aus der globalen Wasserkrise auf und machen eine radikale Änderung der aktuellen Lage möglich, wobei viele auf Prinzipien der Natur zurückgreifen.
In Wien wird die Ausstellung um historische Objekte aus dem MAK und anderen Wiener Institutionen, Videos und Installationen zeitgenössischer Künstler:innen und Designer:innen sowie österreichspezifische Projekte und Statistiken ergänzt. Julian Charrières monumentale Videoarbeit „And Beneath It All Flows Liquid Fire“ (2019), die den traditionellen Brunnen neu interpretiert und Wasser durch Flammen ersetzt, um daran zu erinnern, dass durch Magma aus dem Erdkern entstandener Wasserdampf zur ersten Ozeanbildung beitrug, wurde als Intro zur Präsentation der Ausstellung im MAK gewählt. Als weitere Auftaktarbeit entwickelt das niederländische Designerkollektiv „Dutch Invertuals” eine neue Variante seiner Installation „Flow”, die die Besucher:innen auf die Reise eines Wassertropfens durch verschiedene Terrains aus natürlichen, wasserabweisenden Materialien wie Schafwolle mitnimmt.
Vor dem Ausstellungsbesuch können die Besucher:innen im Glastrakt des MAK bei einer Installation des Wiener Designbüros EOOS selbst das hygienische Händewaschen bei minimalem Wasserverbrauch testen. Das Projekt „SafeTap“, konzipiert für Schulen im Globalen Süden, ermöglicht Handhygiene an Orten ohne fließendes Wasser.
Viele der in der Ausstellung aufgezeigten Krisen scheinen in einer von hoher Lebensqualität und Wasserreichtum geprägten Stadt wie Wien weit entfernt. Hier sprudelt seit mehr als 150 Jahren sauberstes Trinkwasser aus den Wasserhähnen, das per Hochquellleitung aus den Bergen der Ostalpen eingeleitet wird. Den jahrhundertelang wiederkehrenden Hochwasserkatastrophen in Stadtgebieten, die auf ehemaligem Auengebiet erbaut wurden, hat sich Wien mit Hochwasserschutz in Form der 21 Kilometer langen Neuen Donau samt Donauinsel, einem beliebten Naherholungsgebiet, entgegengestellt. Die Krise kann uns jedoch auch sehr schnell selbst betreffen, wie das Hochwasser im Herbst 2024 gezeigt hat, als der Wienfluss in der unmittelbaren Umgebung des MAK seinen Jahrtausend-Höchststand erreichte.
Wir alle tragen zur Wasserkrise bei – nicht zuletzt durch den Verbrauch von Energie, Nahrungsmitteln und Konsumgütern, deren Herstellung den Großteil des weltweit entnommenen Süßwassers verschlingt. Diesen komplexen Verschränkungen geht die Ausstellung in einem vielschichtigen Setting mit unterschiedlichsten Blickwinkeln auf eine Substanz, die als Lebenselixier gilt, nach. Wasser ist der einzige Stoff auf der Erde, der in der Natur in allen drei Aggregatzuständen existiert: flüssig als Wasser, fest in Form von Eis und gasförmig als Wasserdampf. Diese einzigartige Eigenschaft beeinflusst das Klima, den Wasserkreislauf und die Lebensbedingungen aller Lebewesen – Wasser ist Leben.
Water Pressure. Gestaltung für die Zukunft
21. Mai bis 7. September 2025