Die Bauhaus-Fotografin Lucia Moholy

Lucia Moholys (1894-1989) berühmte Bauhaus-Fotografien prägen bis heute das Bild der Institution. Auch ihr Wirken als Kunsthistorikerin, Kritikerin, Schriftstellerin und Mikrofilmexpertin hat ein bedeutendes Erbe hinterlassen. Die Ausstellung "Lucia Moholy - Exposures" rückt diese lange unterschätzte Persönlichkeit, die ihre letzten 30 Lebensjahre in Zollikon bei Zürich verbrachte, ins Rampenlicht.

Lucia Moholys (1894-1989) berühmte Bauhaus-Fotografien prägen bis heute das Bild der Institution. Auch ihr Wirken als Kunsthistorikerin, Kritikerin, Schriftstellerin und Mikrofilmexpertin hat ein bedeutendes Erbe hinterlassen. Die Ausstellung "Lucia Moholy - Exposures" rückt diese lange unterschätzte Persönlichkeit, die ihre letzten 30 Lebensjahre in Zollikon bei Zürich verbrachte, ins Rampenlicht.

Lucia Schulz verliess 1915 Prag, um für verschiedene deutsche Verlage zu arbeiten. In Berlin lernte sie den ungarischen Künstler László Moholy-Nagy kennen, den sie 1921 heiratete. Gemeinsam erforschten sie neue Reproduktionstechniken und die Möglichkeiten des Fotogramms. Als Moholy-Nagy als Meister an das Bauhaus nach Weimar berufen wurde, begleitete Lucia Moholy ihn und begann zu fotografieren: Zwischen 1923 und 1928 dokumentierte sie die Designobjekte des Bauhauses und die berühmten Dessauer Bauten von Walter Gropius. Ihre klar komponierten Aufnahmen prägen bis heute das visuelle Erbe der Institution. Besonders eindrucksvoll sind Moholys Porträts von Bauhaus-Persönlichkeiten wie Anni Albers, Walter Gropius oder Florence Henri, die in der Ausstellung einen zentralen Platz einnehmen.

1928 verließen Lucia Moholy und László Moholy-Nagy das Bauhaus in Dessau und zogen nach Berlin, wo sie sich bald trennten. Moholy übernahm die Leitung der Fotoklasse an der Kunstschule von Johannes Itten und versuchte sich parallel als Fotojournalistin. 1933 floh sie vor den Nationalsozialisten nach London, eröffnete dort ein Fotostudio und schrieb den Bestseller "A Hundred Years of Photography", 1839-1939. Nach der Zerstörung ihres Studios durch einen Bombenangriff 1940 wandte sie sich der Mikrofilmtechnik zu. Sie gründete einen eigenen Dokumentationsdienst und baute als UNESCO-Expertin ein Mikrofilm-Zentrum in Ankara auf.

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs stellte Moholy fest, dass viele ihrer Bauhaus-Fotografien in neu erschienenen Publikationen auftauchten. Nach umfangreichen Recherchen erfuhr sie schließlich, dass Walter Gropius die Negative mitgenommen hatte, als er über London in die USA emigrierte. Erst nach jahrelangen juristischen Verhandlungen erhielt Lucia Moholy 1957 einen großen Teil ihrer Negative zurück, die sich heute im Bauhaus-Archiv in Berlin befinden.

1959 zog Moholy nach Zürich. Hier schrieb sie für englische Zeitschriften über Zürcher Ausstellungen und wurde in der Kunstszene als Persönlichkeit wahrgenommen. In den 1970er und 1980er Jahren wuchs schließlich auch das Interesse an Moholys fotografischen Arbeiten, die in Ausstellungen gezeigt und in Zeitschriften publiziert wurden. 1981 fand eine Einzelausstellung in der Zürcher Galerie Renée Ziegler statt, vier Jahre später erschien die erste Monografie mit einer fundierten Werkanalyse des Kunsthistorikers Rolf Sachsse. Auch die beiden Gründungsmitglieder der Fotostiftung Schweiz, Rosellina Burri-Bischof und Walter Binder, pflegten den Kontakt zu Lucia Moholy. Dank eines Ankaufs und einer Schenkung aus dem Nachlass Moholys besitzt die Fotostiftung Schweiz heute 146 ihrer Abzüge, die über das Bildarchiv Online zugänglich sind und den grössten Bestand ausserhalb des Bauhaus-Archivs bilden.

Ergänzt wird die Ausstellung in der Fotostiftung Schweiz durch zeitgenössische Arbeiten des Künstlers und Kurators Jan Tichy, der sich seit fast 20 Jahren mit Moholys Lebenswerk auseinandersetzt. In der Passage zur Fotothek ist seine Mikrofilm-Installation zu sehen. Weitere zeitgenössische Videoarbeiten, Installationen und Fotografien sind vom 7. Februar bis 2. März 2025 in den oxyd - Kunsträumen zu sehen, darunter die beeindruckende Installation "no. 30" (Lucia), für die Tichy 330 Glasplatten in der Größe der Originalnegative arrangiert und beleuchtet hat. In einem abgedunkelten Raum installiert, entsteht so ein ephemeres und fragiles Denkmal für eine wichtige Protagonistin des 20. Jahrhunderts.

Lucia Moholy - Exposures
8. Februar bis 9. Juni 2025