"Dialog #3" im Quadrart Dornbirn

Um Werke aus dem Depot der Landessammlung ans Tageslicht zu holen und verstärkt öffentlich zu präsentieren, setzt das Vorarlberg Museum unter Andreas Rudigier immer wieder auf Kooperationen mit anderen Kunsteinrichtungen es Landes. Unter dem Titel "Dialog" erfolgt beispielsweise seit drei Jahren eine solche Zusammenarbeit mit dem von Erhard Witzel und Uta Belina Waeger geführten Kunstraum "Quadrart" in Dornbirn.

Der nun im September anlaufende "Dialog #3" widmet sich mit dem Leitthema "Übergänge und Zwischenräume" den Umbrüchen und Veränderungen, die sich in bestimmten Kunstwerken spiegeln. Magdalena Häusle-Hagemann vom Vorarlberg Museum, die diese neue Ausgabe der Dialog-Reihe kuratiert, hat dazu acht Arbeiten von internationalen Kunstschaffenden aus dem Fundus der Sammlung Witzel ausgesucht und stellt diesen ebensoviele Werke regionaler KünstlerInnen aus dem Museumsdepot gegenüber. Erhard Witzel zeigt sich besonders angetan, weil Häusle-Hagemann aus seiner Sammlung vor allem Arbeiten von KünstlerInnen ausgewählt habe, die ihn teilweise über Jahrzehnte hinweg in seinem Galeristenleben begleitet hätten.

Eine der interessantesten von Häusle-Hagemann zusammengestellte Dialog-Konstellationen ist sicher diejenige zwischen der aus dem Bregenzerwald stammenden Sarah Bechter und dem deutschen Minimal-Art-Vertreter Imi Knoebel. Bechter setzt sich in ihren Gemälden inhaltlich mit den Architekturen von Spielanlagen in ihrer gesellschaftlich institutionalisierten Form auseinander. Also mit Sportarenen, Schwimmpools oder Rennstätten, wie etwa mit den in der Leichtathletik für Lauf- und Sprungwettbewerbe genutzen Tartanbahnen. Wobei sie meist nur ganz spezifische Details malerisch herauszoomt. Dadurch wirken solche Arbeiten formal überaus reduziert. Die perspektivisch ungewohnte Herausvergrösserung bestimmter Teile verleiht den Ansichten auch so etwas wie eine abstrakte Poesie. Gleichzeitig tragen die Gemälde mitunter aber auch einen kühlen und abgehobenen Touch in sich.

Ihr in "Dialog #3" präsentiertes Werk zeigt ein leeres Schwimmbecken, hinter dem sich, nur schwach vom Hintergrund abhebend, eine Tribüne andeutet. Als Farbakzent am weissen Horizont findet sich ein roter Sonnenschirm, die einzige Auflockerung in dem sonst fast meditativ wirkenden Gemälde. Auch wenn das Bild Bechters einen konkreten Inhalt hat, gibt es hinsichtlich Farbgebung, Komposition, Einbindung des Untergrundes in die Bildgestaltung und lyrischer Abstraktionselemente korrespondierende Züge zu der ausgewählten Arbeit "Face E" von Imi Knoebel. Knoebel hat eine ganze Werkreihe von "Faces" geschaffen. Allerdings setzt der Künstler, der heute in Düsseldorf lebt und arbeitet, dieses Thema in verschiedenen Variationen und Farbgebungen völlig geometrisch um.

Der aus der Serie "Informationsbänder" stammenden Arbeit "ABC..." des Götzner Bildhauers und Objektkünstlers Hubert Lampert stellt die Kuratorin ein Werk von Günter Maniewski gegenüber. Lamperts "Informationsbänder" stehen im Kontext zu Verschlüsselungen respektive Computercodes. Konkrete Aussagen werden in einer codierten Form dargestellt. So sieht "ABC..." von der Draufsicht her wie ein Barcode aus. Hinter dem ersten optischen Eindruck, den die digitale Fassade des Barcodes vermittelt, verbirgt sich jedoch der hochgestellte, nur in der Draufsicht lesbare Schriftsatz des „ABC...“. Die Erweiterung des ursprünglich flächigen, zweidimensionalen Strichcodes in die Dreidimensionalität gestattet die Einbindung herkömmlicher Schriftzeichen. Die Objekte dieser Reihe sind durch ihre Einbindung in schwarze Boxen (Vitrinen) sowohl in ihrer Aussage, als auch räumlich beengt. Im Kontrast zum Geordneten, Strukturierten und klar Lesbaren bei Hubert Lampert spielt das Objekt von Maniewski mit bunter Farbigkeit und dem Bruch mit glatter Oberfläche.

In weiteren "Visavis"" lässt die Kuratorin eine von kleinen Verletzungen geprägte, stark vergrösserte Fotografie einer Tapete von Ruth Gschwendtner-Wölfle mit zwei Strukturzeichnungen von Dorothee Rocke korrespondieren, ein fotografisches Blumenarrangement-Setting von Viktoria Tremmel mit den Intimität ausstrahlenden Zeichnungen von Rolf Urban und eine Collage aus 32 Fotografien einer Zugüberwachungskamera von Alois Galehr mit einer grossformatigen Fotografie von Martin Liebscher, der bei seiner Aufnahme von Museumskunstwerken das Mittel der Verfremdung als künstlerisches Mittel einsetzt. Nicht minder interessant sind die Gegenüberstellungen von Rafet Jonuzi und Daniel Sigloch, Ingo Springenschmid und Oskar Holwecks sowie Tone Fink und Albrecht Wild.

Künstler*innen: Sarah Bechter, Tone Fink, Alois Galehr, Ruth Gschwendtner-Wölfle, Oskar Holweck, Rafet Jonuzi, Imi Knoebel, Hubert Lampert, Martin Liebscher, Günter Maniewski, Dorothee Rocke, Daniel Sigloch, Ingo Springenschmid, Viktoria Tremmel, Rolf Urban und Albrecht Wild


Dialog #3: Übergänge und Zwischenräume
9. September bis 11. November 2018