Deutsche und internationale Keramik seit 1946

Vom 17. November 2013 bis 23. März 2014 zeigt das Grassi Museum für Angewandte Kunst Leipzig in seiner Sonderausstellung "Gefäss/ Skulptur II. Deutsche und internationale Keramik seit 1946" rund 700 Arbeiten von knapp 300 Künstlern aus 30 Ländern in fünf Kontinenten. Diese umfassende Schau zeigt, wie sich die moderne künstlerische Keramik in Deutschland und international von der Mitte des vergangenen Jahrhunderts bis heute entwickelt hat.

Die hochrangigen Exponate stammen sämtlich aus eigenem Bestand. Der Titel der Schau steht – und dies gilt für ihre jetzt präsentierte Folgeausstellung ebenso als Chiffre für die Entwicklung der künstlerisch relevanten Studiokeramik.

Immer stärker, vor allem seit den 1960er Jahren, trat der ästhetische Eigenwert der Gefäße in den Vordergrund. Er überlagert oft die funktionale Bestimmung oder hebt sie ganz auf. Zugleich wuchs das Bewusstsein für den plastischen Ausdruck und die Nuancierung der Oberflächen von Gefäßkeramiken ebenso wie das für die vielfältigen Möglichkeiten der keramischen Skulptur. Der Gebrauch für das Auge, für die Sinne, ist bei vielen Stücken bedeutsamer als ein utilitaristischer Ansatz. Es geht um Studiokeramik als eine der Malerei, Bildhauerei und zuweilen gar der Architektur gleichgestellte künstlerische Gattung.

Bereits die erste, erfolgreiche Ausstellung von 2008/2009 konnte, auch auf Basis von Schenkungen, weitestgehend auf eigenen Bestand zurückgreifen. Das begleitende Katalogbuch war im Buchhandel bald vergriffen und gilt inzwischen als Standardwerk. Doch zeigten Ausstellung und Publikation zugleich auf, welche Ergänzungswünsche für die Sammlung noch offen blieben. Dies ermutigte eine Reihe von Sammlern und Künstlern, dem Museum weitere Arbeiten zu übergeben. In der Summe gehören diese Schenkungen aus den Jahren 2008 bis 2012 zu den qualitativ wie quantitativ gewichtigsten Bestandzuwächsen des Museums seitLangem.

Viele der gestifteten Stücke waren bereits früher Glanzstücke bedeutender Ausstellungen, wurden prämiert und sind in der Fachliteratur publiziert. Das Spektrum reicht dabei vom kleinformatigen Vitrinenstück bis zum raumgreifenden Großobjekt und offenbart in seiner Fülle alle erdenklichen Spielarten in Intention und Technik, Form und Oberfläche.

Die Namen der beteiligten Künstler verkörpern die internationale Elite der keramischen Kunst. So stehen Hubert Griemert, Jan Bontjes van Beek oder Jean François Fouilhoux für die Kunst der perfekten Glasur, Maria Teresa Kuczynska, Carmen Dionyse oder Philippe Lambercy für die keramische Skulptur, Karl Scheid, Kap-Sun Hwang oder Geert Lap für höchste formale Präzision, Lucie Rie, Hans Coper oder Alev Siesbye für das hochgradig Kontemplative, Gilbert Portanier oder Beate Kuhn für das Überschäumend-Phantastische, Ken Eastman, Reinhold Rieckmann und Masamichi Yoshikawa für Affinität zur Architektur, John Maltby und Eric James Mellon für das Poetische, Colin Pearson und Gordon Baldwin für das Ausloten des Gefäßes als Thema, Michel Lanos, Claude Varlan oder Jean-François Thiérion für keramische Malerei auf Gefäßen.

Unter den Stiftungen besonders hervorzuheben sind die großen Konvolute aus den Sammlungen Hermann T. und Ilse Wolf (ehemals Hinang/Allgäu), Petra Verberne (Venray/Niederlande), Herta und Hansjörg Koch (Lörrach), Monika und Günther Czichon (Bremen), Annegret und Gerd Schütte (Bad Iburg), Josef Boeven (ehemals Eschweiler), Hede Hopp (Everswinkel) und Lotte Reimers (Deidesheim), um nur einige zu nennen. Ihnen schließen sich kleinere, aber dennoch wertvolle Schenkungen an, im Falle von Lisa und Peter Hagenah (Otterndorf) in Verbindung mit wichtigen archivalischen Materialien zum Thema. Weitere Schenkungen, so von Gertraude und Klaus Bruch (Hamburg), stehen in Aussicht.

Viele der genannten privaten Sammlungen sind durch ein besonderes Profil und Konzentration auf einen bestimmten Zeitabschnitt charakterisiert. Durch die großzügigen Übereignungen in den Museumsbesitz fügte sich aus diesen mit Kennerblick und Leidenschaft gefilterten Kollektionen ein eindrucksvolles, die Stärken bündelndes Gesamtbild. Die Menge und Bandbreite der geschenkten Einzelstücke kann in der Ausstellung freilich nur ansatzweise vorgestellt werden.

Die Ausstellung ist in zwei große, chronologisch determinierte Teile gegliedert. In den Vitrinen der Pfeilerhalle wird der Zeitabschnitt von 1946 bis 1979 präsentiert, im großen Sonderausstellungsflügel die Spanne von 1980 bis 2012. In der benachbarten Orangerie schließlich stellt das Museum zeitgleich die Preisträger- und Wettbewerbsteilnehmer-Stücke des Richard-Bampi-Preises 2013 vor. Damit misst sich die aktuellste Bestandsaufnahme der deutschen Nachwuchskeramik an der Auslese der großen Namen des Metiers.

Gefäss/ Skulptur II
Deutsche und internationale Keramik seit 1946
17. November 2013 bis 23. März 2014