Deus ex Machina

Der junge Tessiner Fotograf Tonatiuh Ambrosetti verfolgt – neben seiner beruflichen Tätigkeit – eigene künstlerische Projekte. In der aktuellen Arbeit beschäftigt sich Ambrosetti mit der Idealvorstellung von Wildnis und der Veränderung der Landschaft durch den Rückzug der Alpengletscher. Was ist Wildnis? Wie manifestiert sie sich heute in den Alpen?

In der Ausstellung "Deus ex Machina" zeigt Tonatiuh Ambrosetti eine Fotoserie, die der wilden, unberührten Natur nachspürt. Wie verändert sich die Landschaft, welchen Einfluss hat der Wechsel der Jahreszeiten, wie wirkt sich das Wetter aus. In den Alpen steht ein sehr langsamer morphologischer Wandel ungestümen, gewaltigen Ereignissen gegenüber. Während Vergletscherung und Erosion sich über Jahrzehnte und Jahrhunderte manifestieren, können meteorologische Einflüsse zu abrupten Änderungen führen. Dem langsamen Wandel wie den Zeichen rauer Gewalt gilt Ambrosettis fotografischer Blick: geknickte, zerschmetterte Bäume, Murgänge, Schneemassen, Blitze.

Ebenso wie die Werke des Malers Alexander Calame zeigen die Bilder von Tonatiuh Ambrosetti die Natur als zugerichtet, beschädigt, rau und wild – als Opfer ihrer eigenen Urgewalten. Der Mensch kommt darin als Mass nicht vor, er ist gegenüber dem Geschehen machtlos.

Für seine Arbeiten wendet Ambrosetti traditionelle Aufnahmetechniken an, die ihm ermöglichen unter extremen klimatischen Bedingungen und Strom zu arbeiten. Darüber hinaus nötigt ihn die schwere Ausrüstung zu einer sehr langsamen Arbeitsweise. Diese Beschränkung bedingt eine genaue Beobachtung und wegen der geringen Anzahl von Fotografien, die so realisiert werden können, eine sorgfältige Abwägung der auszuwählenden Motive.

Tonatiuh Ambrosetti (*1980), geboren im Tessin, wohnhaft in Lausanne, absolvierte nach der Maturität die Ausbildung zum Designer HES in Fotografie an der Ecole cantonale d’art de Lausanne (ECAL). Ebenfalls an der ECAL schloss er das Nachdiplom in Fotografie ab. Neben seiner beruflichen Arbeit in den Bereichen Architektur und Design bearbeitet er auch eigene künstlerische Projekte.

Deus ex Machina
19. Februar bis 23. März 2010