Designexpertin Lilli Hollein wird neue Chefin des MAK Wien

Mit der Designexpertin Lilli Hollein erhält das Museum für angewandte Kunst (MAK) in Wien eine neue Generaldirektorin und wissenschaftliche Geschäftsführerin. Die 48-jährige Tochter des berühmten Architekten Hans Hollein (1934-2014) folgt Christoph Thun-Hohenstein nach, dessen zweite Amtsperiode Ende August ausläuft. Der Vertrag mit Teresa Mitterlehner-Marchesani als Wirtschaftliche Geschäftsführerin werde verlängert, heisst es.

Lilli Hollein, deren Bruder Max Hollein an der Spitze des New Yorker Metropolitan Museum steht, kündigte an, das Haus am Stubenring nach der überwundenen Coronavirus-Krise einem breiteren Publikum schmackhaft machen zu wollen. Dass der Ferstl-Bau im November seinen 150. Geburtstag feiert, sei eine gute Gelegenheit, "um Türen und Fenster aufzureißen". Ein weiterer Schwerpunkt soll auf der Vermittlung und "innovativen Formaten" liegen. "Junge Menschen für textile Spitzen zu interessieren ist keine einfache Aufgabe", räumte die designierte Hausherrin ein. Wenn es sich dabei aber um Arbeiten etwa von Bertha Pappenheim, der ersten Patientin Sigmund Freuds und einer wichtigen Proponentin in der Frauenbewegung, handle, entstehe ein neuer Zugang: "Es geht um Narrative, Einordnungen, die neue Perspektiven schaffen."

Inhaltlich will Hollein den "westlichen Blickwinkel verlassen" und kündigte an, sich den kolonialen Aspekten sowie einem "feministischen Blick auf die Sammlung" widmen zu wollen. Außerdem sollen unter ihrer Leitung popkulturelle Themen Platz finden. Der Digitalisierung wolle sie sich ebenfalls verstärkt widmen – und zwar sowohl bezüglich der Präsentation der Sammlung als auch als Kunstform.

Lilli (Karoline) Hollein kam am 21. Juli 1972 in Wien zur Welt, studierte an der Universität Wien Psychologie und danach an der "Angewandten" Industriedesign. Sie arbeitete als Fachjournalistin zu den Themen Architektur und Design, war Projektmanagerin in der Architekturgalerie Maculan. Danach entwickelte sie als Projektmanagerin und Kuratorin Architektur- und Designausstellungen für die Kunsthalle Krems, die Berliner Galerie Aedes und die Designzone Looshaus. 2007 war sie die Kommissärin des österreichischen Beitrags auf der Architektur-Biennale Sao Paulo und gründete gemeinsam mit Tulga Beyerle und Thomas Geisler den Verein "Neigungsgruppe Design" und die Vienna Design Week, die sie seit 2013 alleine leitet.