Derr Schrecken jedoch vermeerte mein Interesse

Nach einer großen, retrospektiven Ausstellung in der Kunsthalle Krems und Beschwernissen wie der Verleihung des Österreichischen Kunstpreises ist es für Franz Graf nun wieder an der Zeit für etwas Freestyle. Wie kaum ein anderer Ort in Wien kommen die durchlässigen, swingenden Räume der Bawag Contemporary den Energien und der Methode des Künstlers entgegen. Im Auf und Ab der Galerie, entlang einer mitreißenden Raumdurchsicht, unter der verfließten Decke und dem glasüberdachten Innenhof wird Graf spontan mit Bildern, Skulpturen, Fotografien und Zeichnungen komponieren.

Die Grenzen von Raum und Werk hebt er auf, mit seinem System der freien Verbindung unterschiedlicher Elemente, der Verkettungen und Überschneidungen. Der Botaniker Franz Graf, der Anatom und der Poète maudit versammelt seine Formate: subtile Zeichnungen aus Tusche und Grafit, Fotografie, weiße und schwarze Leinwandbilder, Skulptur, für die er seinen unendlichen Fundus an Alltagsobjekten recycelt. Sprache. Text als klärendes Motiv, als Poesie und als offene Materie. Sprache, die Inhalt transportiert, Inhalt verschleiert, und als graphisches Element unabhängig von diesem Inhalt reine Form sein kann. Düstere, oft apokalyptische Installationen.

Franz Graf lebt heute im Waldviertel, dort, wo die Bauernhöfe "Ämter" heißen. Stets haben seine Lebensbedingungen, seine Freunde und seine aus allen Nähten platzenden Atelierräume ein Werk imprägniert, auf dessen Oberflächen sich zur Zeit das Spärliche, Spröde, das Schüttere der Gföhler Gegend abreibt. Versatzstücke seiner Waldviertler Umgebung wird Graf nach Wien transferieren. In die für eine vergangene Ausstellung schwarz gestrichenen Fensterfront wird vor Ort eine Zeichnung eingeritzt. Darüberhinaus wird Franz Graf einen Komplex neuer Arbeiten zum immer wiederkehrenden Thema Körper und Körperlichkeit zeigen. Figuration und Ornament werden eingesetzt, um - in vielfältigen Zwischentönen - ein ambivalentes, gleichzeitig jedoch sondierendes Szenario zu entwerfen, in dem Zufall und Gesetzmäßigkeit, Ordnung und Unordnung aufeinandertreffen.

Doppeldeutig und vielschichtig zugleich erschließt sich das Werk Franz Grafs nie auf einen Blick. Die rauhe Unebenheit des Handwerks, des Werks, läßt alles offen. Unausgefeilt, oft unvollendet bleibt es verheißungsvoll und grenzenlos.
B. Huck

Derr Schrecken jedoch vermeerte mein Interesse
7. Juli bis 28. August 2011