Der wache Blick

Die Ausstellung "Bilder, die lügen", die das Museum für Kommunikation in Bern bis 6. Juli 2008 zeigt, fragt nach der Objektivität von Bildern und zeigt die Grundmuster der Manipulation von und mit Bildern. Der Besucher taucht ein in ein "Lügen-ABC" und bewegt sich entlang des Alphabets von A wie aktuell bis Z wie Zukunft. Mehr als 300 Bildbeispiele aus den vergangenen rund 100 Jahren veranschaulichen die Bandbreite des Themas.

Exklusiv im Museum für Kommunikation sind schweizerische Beispiele zu sehen. Die Besucher erfahren beispielsweise, warum Ex-Botschafter Thomas Borer Beweisfotos skeptisch gegenüber steht, weshalb ein Puck nicht immer da ist, wo er zu sein scheint, und wieso eine Operationsnarbe manchmal schlimmer aussieht, als sie in Wirklichkeit ist. Es wird auch aufgedeckt, dass ein volksnaher General Guisan in der Presse nicht erwünscht war und gezeigt, wie die Trikotwerbung des BSC Young Boys Bildredaktoren zum Tipp-Ex greifen liess.

Die in der Ausstellung gezeigten Bildbeispiele legen die drei Grundmuster der Bildlüge offen: die Veränderung des Bildmaterials (Manipulation von bestehenden Bildern), die Verfälschung von Text- und Kontextbezug (Manipulation der Bildinterpretation) und die Lüge mit Hilfe von realen Bildern (gestellte, inszenierte Bilder). "Bilder, die lügen" liefert nicht einfach Patentrezepte zum bewussten Umgang mit Bildern. Vielmehr zeigt die Ausstellung, wie Bildquellen kritisch hinterfragt und interpretiert werden können. Sie deckt die Machtverhältnisse auf, die hinter Bildern stehen können, entlarvt die Absichten und Ziele der Bildmanipulationen und zeigt die Auswirkungen und Folgen von Bildlügen auf. Die Ausstellung informiert über die ethischen Ansprüche, die im Umgang mit Bildquellen geltend gemacht werden sollten und macht damit klar: Nicht nur diejenigen, die Bilder produzieren und vertreiben, stehen in der Pflicht, sondern auch die Konsumenten.

Die Wanderausstellung "Bilder, die lügen" wurde von der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland entwickelt und mit finanzieller Unterstützung der deutschen Bundeszentrale für politische Bildung realisiert. Für die Präsentation im Museum für Kommunikation wurde die Ausstellung um die Räumlichkeiten der fiktiven Redaktion "objektiv" erweitert. Das Publikum ist eingeladen, sich dort umzusehen: In der Redaktionslounge liegt "objektiv", das Magazin zur Ausstellung, auf. Die Illustrierte mit vielen erläuterten Beispielen von Bildmanipulationen ist nur in der Berner Ausstellung erhältlich. Zu bestimmten Themen im Magazin können die Besucher an einer Videostation TV-Ausschnitte und Videoclips betrachten. Im Meeting Room der Redaktion stehen zudem aktuelle Tageszeitungen und Wochenzeitschriften zur Verfügung. In diesem Sitzungsraum finden auch Workshops für Schulklassen statt.

Das Rahmenprogramm zur Ausstellung, das als konzentrierter Block im Februar und März 2008 angesetzt ist, umfasst zwei Podiumsdiskussionen mit hochkarätigen Fachleuten, die sich kritisch mit Bild- und Massenmedien auseinandersetzen. Zudem zeigt das Kino Cinématte im gleichen Zeitraum ausgewählte Filme zum Thema Bildmanipulation. Spielfilme wie "Forrest Gump" von Robert Zemeckis (USA 1994), "Zelig" von Woody Allen (USA 1983) und "Matrix" von Andy & Larry Wachowski (USA 1999), aber auch Dokumentarfilme wie "War Photographer" von Christian Frei (CH 1996) werden voraussichtlich zu sehen sein. Abgerundet wird das Rahmenprogramm von Jürgen Kuttner. Der Berliner Radiomoderator und Kulturwissenschaftler bringt mit seinem Videoschnipsel-Vortrag "Kuttner erklärt die Welt", einem Kultabend zwischen Bildungsfernsehen, Volksaufklärung und als Comedy getarnter kulturtheoretischer Abendkurs, das Publikum zum Staunen und zum Lachen. Daten und detaillierte Angaben ab Januar 2008 unter http://www.mfk.ch.

Katalog zur Ausstellung: Im Museumsshop ist die Begleitpublikation "Bilder, die lügen" erhältlich, herausgegeben von der Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, erschienen im Bouvier-Verlag, Bonn. Verkaufspreis: CHF 25.-

Bilder, die lügen
19. Oktober 2007 bis 6. Juli 2008