Der Klimawandel im Kino

16. März 2009 Walter Gasperi
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Der Klimawandel und die drohenden Folgen haben auch das Kino erreicht: Al Gore ruft im Dokumentarfilm "An Inconvenient Truth" ebenso zu einem Umdenken auf wie Roland Emmerich im Katastrophenfilm "The Day After Tomorrow". – Doch diese beiden Filme sind nur die markantesten Vertreter einer neuen Öko-Schiene des Kinos.

Während Al Gore in der Dokumentation seiner Vortragsreihe durch Skizzierung eines Schreckensszenarios zur Umkehr mahnt, beschwören Alistair Fothergill und Mark Linfield in "Unsere Erde" (2007) die durch den Klimawandel bedrohte Vielfalt und die Schönheit der Tierwelt unseres Planeten. Die Stoßrichtung ist die gleiche, denn beide Filme fordern zum Umdenken auf, der einige durch die Schilderung drohender Katastrophen, der andere den unwiederbringlichen Verlust an Tierarten – angeführt vom Eisbären - vor Augen führend.

Vor den Folgen eines Klimawandels wird aber auch im Spielfilm gewarnt. Zentrales Werk und Prototyp dafür ist Roland Emmerichs "The Day After Tomorrow" (2004), in dem der Deutsche mit eindringlichen Bildern, aber natürlich auch mit dem Aufwand und dem Spektakel, die in einem Blockbuster nicht fehlen dürfen, die ganze amerikanische Ostküste in einer Eiswüste versinken lässt.

Nicht klar als Klimakatastrophe definiert, aber zumindest als Rache der Natur interpretierbar ist das Grauen das in M. Night Shyamalans "The Happening" (2008) über die Menschen hereinbricht und in Scott Derricksons Remake des Science-Fiction-Klassikers "The Day the Earth Stood Still" (2008) fordert ein Außerirdischer die Menschheit nachdrücklich zu einem behutsameren Umgang mit dem blauen Planeten auf.

Neu sind diese Warnungen freilich nicht, denn immer schon reagierte das Kino auf aktuelle Bedrohungen und gesellschaftliche Stimmungen. Von der Warnung vor einem atomaren Holocaust in Robert Wises 1951 entstandenem Original verschiebt Derrickson aber den Akzent auf die Klimakatatrophe. Und kein Zufall kann es in diesem Zusammenhang sein, dass der Titel von Emmerichs Film an Nicholas Meyers "The Day After" (1983) erinnert, in dem in Zeiten des Nato-Doppelbeschlusses und der Aufrüstung dem Zuschauer drastisch die Folgen eines Atomkrieges vor Augen geführt wurden. Und das unbewohnbare New York von "The Day After Tomorrow" erinnert wiederum an die nach einem Atomkrieg nur noch von Affen bewohnte Metropole in Franklin J. Schaffners "Planet of the Apes" (1967). – Die Muster bleiben somit die gleichen, allein der Hintergrund oder Auslöser wird geändert.

Auch von Trickfilmen wird die Thematik längst aufgegriffen. Eindringlich und auch sehr didaktisch wies George Miller in dem Pinguin-Film "Happy Feet" (2006) auf die Folgen eines Abschmelzens der Polkappen hin, sanftere und poetischere Töne schlug dagegen "Wall E" (2008) an. Wenn hier weitgehend dialoglos von einer öden Welt erzählt und als Kontrast dazu mit wenigen Videobildern die Schönheit der Erde, ihrer Landschaften und landwirtschaftlichen Produkte, aber auch die Schönheit der Liebe, des Tanzes und der menschlichen Gefühle beschworen wird, sitzt der mahnende Ruf und die ökologische Botschaft, ohne dass der Film je penetrant belehrend wird.



Trailer zu "The Day After Tomorrow"