Der Impressionist Robert Sterl

Zum Jahresende präsentiert das Museum Moderner Kunst den Maler und Graphiker Robert Sterl, der in jüngster Vergangenheit durch Ausstellungen in Dresden und Chemnitz eine große Aufmerksamkeit und Neubewertung erfahren hat. Die Passauer Sterl-Schau zeichnet sich gegenüber ihren Vorgängern durch einen Schwerpunkt bei den graphischen Arbeiten des Künstlers aus, die von einer hoch interessanten Privatsammlung zur Verfügung gestellt wurden.

Robert Sterl (1867-1932) gehört mit seinen intensiv beobachteten Steinbrechern und Flussschiffern, den temperamentvoll erfassten Musikerdarstellungen und der Wiedergabe weiter Landschaften zu den interessantesten Vertretern des deutschen Impressionismus. Reisen nach Frankreich und Holland, vor allem aber seine fünf Fahrten durch Russland in den Jahren 1906 bis1914 lieferten ihm die entscheidenden Eindrücke für seine lebendige Malerei und Graphik. Seine Themen aus dem Arbeitsleben sind inspiriert von den französischen Realisten, die in der Mitte des 19. Jahrhunderts in der Illustration einfacher Menschen bei der Arbeit für sich neue, unverbrauchte Motive entdeckten.

Zusammen mit dem Aufkommen der Plein Air-Malerei, bei der die Künstler ihr Atelier verließen und im Freien ihre Eindrücke direkt auf der Leinwand festhielten, entstand eine farbflirrende Malerei mit neuen Motiven und lebendigen Bildausschnitten. In Deutschland interessierte sich vor allem Max Liebermann (1847-1935) für diese neuartige Kunstrichtung, die auch ihn von dunkeltonigen realistischen Arbeitsdarstellungen zu lichten Naturwiedergaben führte. Der 20 Jahre jüngere Sterl fand zunächst sein Vorbild in Liebermann, der um die Jahrhundertwende selbst zu einem Bewunderer der Sterlschen Kunst wurde. Auch Lovis Corinth und Max Slevogt schätzten den sächsischen Kollegen.

Der stets in Dresden lebende Sterl, der zurückgezogen vom Kunstbetrieb in Berlin und München arbeitete, stellte auf Einladung Liebermanns in der Berliner Secession aus und wurde so deutschlandweit bekannt. Seit 1904 an der Dresdner Akademie als Lehrer tätig prägte Sterl zahlreiche Künstlergenerationen und trug durch seine Aufgeschlossenheit jungen Kunstströmungen gegenüber dazu bei, die Akademie in Dresden zu modernisieren und für Künstler, wie Otto Dix und Oskar Kokoschka interessant zu machen. Neben der Malerei pflegte Sterl auch unterschiedliche graphische Techniken. Von dem umfangreichen druckgraphischen OEuvre Sterls ist vor allem der Zyklus "Musik auf der Wolga" bekannt, in dem der Künstler die vielfältigen Eindrücke seiner Russlandreisen zusammenfasste.

Da Sterls Nachlass immer in Sachsen verblieb, war eine Aufarbeitung seines Werks in Zeiten der DDR nur eingeschränkt möglich. Im Westen setzte sich bereits kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs ein Kunstkenner mit der Erstellung des Werkverzeichnisses der Graphiken ganz besonders für den vernachlässigten Impressionisten Sterl ein: Heinrich Becker (1881-1972), Initiator und erster Leiter des Städtischen Kunsthauses Bielefeld, der heutigen Bielefelder Kunsthalle. Becker förderte und präsentierte vor allem in der Gründungsphase des Kunsthauses von 1928 bis 1933 die Kunst der Moderne, war mit zahlreichen expressionistischen Künstlern befreundet und pflegte das Andenken des 1932 verstorbenen Robert Sterl. Als einer der profiliertesten Museumsleiter der Weimarer Republik wurde er 1933 von den Nationalsozialisten seines Amtes enthoben, leitete das Kunsthaus Bielefeld dann aber noch einmal von 1945 bis 1954. In seinem Nachlass befindet sich fast das gesamte druckgraphische Werk Sterls, dazu einige Zeichnungen und Aquarelle.

Das Museum Moderner Kunst erhält die Gelegenheit, diesen prominenten Bestand vollständig zu präsentieren. Die ca. 100 Arbeiten auf Papier werden mit Gemälden und Zeichnungen aus dem Robert-Sterl-Haus in Strubben ergänzt, so dass die Ausstellung mit rund 120 Werken aus allen Schaffensperioden einen guten Überblick über das Gesamtwerk des Impressionisten Robert Sterl bietet.

Der Impressionist Robert Sterl
Malerei und Graphik
10. Dezember 2011 bis 4. März 2012